„Höchste Qualitätsansprüche“ – „Abseitslinie“ erst nach Zertifizierung durch FIFA und IFAB

28.01.2018 – Ansgar Schwenken, DFL-Direktor Fußball-Angelegenheiten & Fans, über technische Weiterentwicklungen beim Video-Assistenten.

dfl.de: Herr Schwenken, durch das Tor des Hamburger SV zum 1:1 bei RasenBallsport Leipzig ist das Thema „Abseitslinie“ wieder aufgekommen. Wie ist der Stand der Dinge?
Ansgar Schwenken: DFL und DFB werden, wie in den vergangenen Monaten immer wieder betont, erst auf die so genannte kalibrierte Linie zurückgreifen, wenn von FIFA und IFAB Versionen eines oder mehrerer Dienstleister zertifiziert wurden und zugelassen sind – ähnlich wie das vor Einführung der Torlinientechnologie der Fall war. Erst damit wären auch unsere eigenen, höchsten Qualitätsansprüche erfüllt, dass mithilfe der Linien tatsächlich in höchstem Maße verlässlich aufgelöst wird, ob eine Abseitsstellung vorliegt oder nicht. Und damit eine weitere Unterstützung für den Schiedsrichter auf dem Platz vonseiten des Video-Assistenten kommen kann. Derzeit wird die Linie auch in keiner anderen an der Testphase beteiligten Liga eingesetzt.


dfl.de: Fernsehsender belegen dies – wie beim HSV-Tor – aber immer wieder mit eigenen Linien.
Schwenken: Für die von FIFA/IFAB und auch von uns angestrebten Linien sind im Vorfeld jedes Spiels umfangreiche technische Vorleistungen in den Stadien zu erbringen. Erst dadurch kann sichergestellt werden, dass die Linie in jeder Hinsicht exakt ist – mehr als ob diese Genauigkeit „nur“ vom menschlichen Auge und subjektivem Ermessen abhängig ist. Denn schon die minimalste zeitliche Abweichung, schon eine hundertstel Sekunde bei der zeitlichen Festlegung des Abspiels, kann zu einem fehlerhaften Ergebnis und somit zu einen falschen Eindruck führen, ob ein Abseits vorlag oder aber nicht.


dfl.de: Wann rechnen Sie mit der Lizenzierung eines funktionierenden Systems?
Schwenken: Im Verlauf dieser Testsaison eher nicht mehr. Wir erinnern auch daran, dass die „Abseitslinie“ im Protokoll des IFAB, also im Anforderungskatalog für den Video-Assistenten, gar nicht vorgesehen war – bis dieses Mittel kurzfristig beim Confederations Cup 2017 doch – und dann ohne wirkliche Verlässlichkeit – zum Einsatz kam. Und ganz allgemein sollte auch noch einmal festgehalten werden, dass es beim Einsatz des Video-Assistenten, insbesondere in der derzeitigen Testphase, um die Verhinderung von groben und offensichtlichen Fehlentscheidungen geht.