„Schutzwirkung von Impfungen gegenüber schweren Verläufen exzellent“
22.10.2021 – Aktuelle Einordnung von Prof. Dr. Tim Meyer, Leiter der „Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb“:
Herr Prof. Meyer, zuletzt wurde über Impfdurchbrüche in der Gesellschaft und im Sport berichtet. Wie bewerten Sie dies aus medizinischer Sicht?
Prof. Dr. Tim Meyer: Es scheint mir, bei der Einordnung dieser Fälle liegen teilweise Missverständnisse in Bezug auf die Funktion und Effektivität von Impfungen vor. Trotz hoher Schutzwirkung schützen Impfungen in der Regel nicht zu 100 Prozent. Das tun sie auch bei anderen Erkrankungen nicht, was aber oft angenommen wird, da diese Erkrankungen – auch dank Impfungen – so selten geworden sind, dass den Menschen aus ihrem Umfeld in der Regel niemand bekannt ist, der trotz einer Impfung erkrankt ist.
Warum verhält es sich bei COVID-19 anders?
Meyer: Es handelt sich um eine Pandemie. Durch die dementsprechend große Zahl von Fällen kann es dazu kommen, dass man vereinzelt Impfdurchbrüche erlebt, ob im persönlichen Umfeld oder bei prominenten Fällen durch die öffentliche Berichterstattung. Das ist letztlich eine Sache der Wahrscheinlichkeit, da es immer noch eine erhebliche Zahl von ansteckenden Personen gibt, ganz vorwiegend Ungeimpfte. Das führt dazu, dass das Virus weiterhin Verbreitung finden kann und sich gelegentlich auch Geimpfte infizieren. Bei mehr als 50 Millionen Geimpften kann das natürlich auch bei guter Effektivität der Impfung eine nennenswerte Zahl sein.
Welche Auswirkungen haben Ihrer Meinung nach Impfdurchbrüche auf dem Weg zurück zur Normalität unseres gesellschaftlichen Alltags?
Meyer: Nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand ist die Schutzwirkung von Impfungen gegenüber schweren Verläufen exzellent und gegenüber Ansteckungen mindestens gut. Insofern kann weiterhin nicht oft genug auf die Bedeutung von Impfungen hingewiesen werden. Und vor diesem Hintergrund halte ich es für richtig, dass vorerst im Sinne von 3G-Konzepten in allen gesellschaftlichen Bereichen ungeimpfte Personen weiterhin getestet werden müssen. So ist es in den Arbeitsschutzkonzepten im deutschen Fußball verpflichtend geregelt. Anpassungen sind derzeit – auch angesichts einer Impfquote von mehr als 90 Prozent unter Spielern, Trainern und Betreuern in der Bundesliga und 2. Bundesliga – nicht vorgesehen und aus meiner Sicht auch nicht erforderlich. Denn durch diese hohe Impfquote sind die allermeisten vor Ansteckungen, noch besser aber vor schweren Verläufen geschützt.