Trauer um Egidius Braun

Foto: Witters

16.03.2022 – „Fußball ist mehr als ein 1:0“! Kein anderes Zitat spiegelt das Wirken von Egidius Braun über viele Jahrzehnte treffender wider als dieser von ihm geprägte und gelebte Slogan. „Ein Mahner, der nie vergisst, auf die sozialpolitische Verantwortung der Vereine aufmerksam zu machen“, sagte Uwe Seeler, als die Ära Egidius Braun im Amt des DFB-Präsidenten 2001 nach neun Jahren zu Ende ging.

Bis dahin hatte Egidius Braun fast alle vorstellbaren Positionen im Fußball bekleidet, war ab 1938 zunächst Aktiver in seinem Geburtsort beim SV Breinig 1910 in der Region Aachen und später Vorsitzender bei seinem Heimatverein. In den 1960er Jahren erlebte Egidius Braun als Schiedsrichter bis zur Bezirksklasse hautnah Fußball an der Basis, die ihm auch darüber hinaus stets ein großes Anliegen war. Als Vorsitzende des Fußball-Verbandes Mittelrhein spielte er ab 1973 im dortigen Beirat erstmals eine Rolle beim DFB, dessen Schatzmeister er anschließend war (1977-1992). Egidius Braun wurde Verwaltungsratsmitglied des 1. FC Köln (1983-1987) und übernahm bald auch auf internationaler Ebene wichtige Aufgaben: Mitglied im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA, 1988-2000) und deren Vizepräsident (1992-2000) sowie Schatzmeister (1995-2000). Er wirkte als Vorsitzender des Organisationskomitees der UEFA Europameisterschaft 1996 in England mit dem Titelgewinn für die deutsche Nationalmannschaft und als Mitglied im Organisationskomitee der FIFA Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich.

Für seine herausragenden Verdienste erhielt Egidius Braun zahlreiche Auszeichnungen: So wurde er nach der Ernennung zum UEFA-Ehrenmitglied (2000) erster Ehrenpräsident des DFB (2001). 1997 erhielt Egidius Braun das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, die Ehrendoktorwürde der Nationalen Sportakademie in Bulgariens Hauptstadt Sofia und die Auszeichnung mit dem „Tecolote de Oro“ der Universität im mexikanischen Guadalajara.

Dorthin waren die Beziehungen von Egidius Braun nie abgerissen, seit im Rahmen der Weltmeisterschaft 1986 auf seine Initiative die „Mexico-Hilfe“ des DFB entstanden war. Rudi Völler erlebte als Mitglied der Abordnung deutscher Nationalspieler beim Besuch in einem Waisenhaus „mit erbärmlichen Zuständen“ am Spielort Queretaro, wie Egidius Braun „einfach handelte und uns alle mitriss. Ich bin seitdem einige Male in Queretaro gewesen und sage: Es ist einmalig, was dort geschaffen worden ist.“ Die „Mexico-Hilfe“ gehört zu den Schwerpunktprojekten der 2001 gegründeten „DFB-Stiftung Egidius Braun.“

Deren Namensgeber ist am heutigen Mittwoch zwei Wochen nach seinem 97. Geburtstag in Aachen verstorben.