Umfangreiches Engagement für den Rechteschutz
31.01.2023 – Fans in aller Welt begeistern sich für Spitzensport, möchten wichtige Ereignisse und Entscheidungen live am Bildschirm mitverfolgen. Neben den offiziellen Anbietern für entsprechende Übertragungen verschaffen sich allerdings auch immer wieder „Piraten“ illegal Zugang zum Übertragungssignal. Sie haben ein vielschichtiges Ökosystem geschaffen, um aus dem Diebstahl digitaler Inhalte Kapital zu schlagen – und verursachen dabei einen immensen wirtschaftlichen Schaden. Sie gehen systematisch vor, ihre Angebote wirken oft täuschend echt und stellen somit auch ein Risiko für die Nutzerinnen und Nutzer dar: In etwa 57 Prozent der Fälle gehen die illegalen Angebote mit Schadsoftware einher (siehe u.a. AAPA-Studie vom September 2022).
Bis zu 10.000 Urheberrechts-Verletzungen pro Spieltag
Ein Schaden entsteht auch den Inhabern von Sportrechten. Auch für die DFL Deutsche Fußball Liga ist digitale Piraterie eine konkrete wirtschaftliche Bedrohung: „An jedem Spieltag der Bundesliga werden bis zu 10.000 illegale Uploads beziehungsweise Live-Streams verzeichnet“, berichtet Dr. Steffen Merkel, Mitglied der Geschäftsleitung und Direktor Audiovisuelle Rechte der DFL. Gegen diesen Missbrauch der Medienrechte setzen Rechtehalter sich mit umfangreichem Engagement zur Wehr, erläutert er: „Die DFL nutzt nicht nur die zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel, um die Übertragungsrechte zu schützen, sondern arbeitet auch eng mit europäischen und internationalen Institutionen zusammen.“ Außerdem hält sie eine Beteiligung an ryghts, einem erfolgreichen Startup zur Bekämpfung digitaler Piraterie, und engagiert sich in den Führungsgremien zweier großer internationaler Interessenverbände: Der Sports Rights Owners Coalition (SROC) und der Audiovisual Anti-Piracy Alliance (AAPA).
„Jede professionelle Sportorganisation steht hier der gleichen Herausforderung gegenüber. Der Fußball ist aufgrund seiner Popularität stark von der Piraterie betroffen,“ meint Oliver Pribramsky, Head of Rights Management, Technologies & Archive bei der DFL. Entscheidend bei der Piraterie-Bekämpfung seien Schnelligkeit und die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen: „Für uns als Liga-Organisation liegt der größte Wert in den Live-Übertragungen“, erläutert er, weil diese für etwa 70 bis 80 Prozent der Medienerlöse verantwortlich seien. „Wir müssen Missbrauch also sehr schnell erkennen und sofort Gegenmaßnahmen ergreifen, sodass die geraubten Inhalte unverzüglich entfernt werden.“
ryghts entwickelt einen innovativen Ansatz
Im Jahr 2019 entschloss sich die DFL gemeinsam mit Athletia, einem führenden Dienstleister für Piracy-Monitoring im Bereich Sozialer Medien, ein Joint-Venture zur Pirateriebekämpfung zu gründen. Seither geht „ryghts“ flächendeckend auf den Feldern Social Media, Web und IP-TV gegen Piraterie vor. ryghts setzt zum Auffinden, zur Meldung und zur Beendigung von Rechtemissbrauch auf intelligente Technologie und Automatisierung, ergänzt durch speziell erstellte Suchwörter-Verzeichnisse, direkte Plattformanbindungen, dynamische Datenbankerweiterungen und die systematische Einbindung von unterschiedlichen Datenquellen über alle Ebenen hinweg. Dies ist insbesondere für die schnellstmögliche Aufdeckung und Beendigung von illegalen Streams wichtig. ryghts ist neben dem deutschen Profifußball auch für weitere internationalen Ligen und Verbände in unterschiedlichen Sportarten sowie für Kunden aus dem Medienbereich tätig.
Zusammenarbeit in verschiedenen Netzwerken
Die Sports Rights Owners Coalition (SROC) ist ein Verband für Sportrechte-Inhaber in Europa und weltweit, dem zahlreiche namhafte Sportverbände und Ligen angehören – neben großen Fußballverbänden und -ligen sind unter anderem die Sportarten Cricket, Golf, Rugby und Tennis dort organisiert. Die SROC widmet sich der Bekämpfung illegaler Aktivitäten rund um Sportrechte einschließlich der Piraterie und vertritt die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber den Gesetzgebern. „Die DFL bringt hier viel Expertise ein – durch den Austausch von Know-how können wir Synergien nutzen, die der gesamten Sportbranche zugutekommen,“ meint Pribramsky, der zusammen mit je einem Vertreter von der englischen Premier League und der spanischen LaLiga im SROC-Vorstand sitzt. Vertreterinnen und Vertreter der SROC nehmen unter anderem an Sitzungen verschiedener Organe der Europäischen Union teil und bringen dort ihre Perspektiven ein. Ein Erfolg der europäischen SROC-Mitglieder ist beispielsweise die Gründung der Live Content Coalition, welche den Fokus auf nötige Regulierung im Bereich der Live-Inhalte legt, damit gegen die negativen Auswirkungen digitaler Piraterie vorgegangen werden kann.
Die Audiovisual Anti-Piracy Alliance (AAPA) ist ein Interessenverband für die Bekämpfung der digitalen Piraterie mit derzeit 29 Mitgliedern, darunter Rechteinhaber, Lizenznehmer, Broadcaster und Medienunternehmen, aber auch Hardwarehersteller und Dienstleister für Pirateriebekämpfung. Sie ist vorwiegend in der EU aktiv. Der Geschäftsführung stehen zwei Co-Präsidenten zur Seite. Auch hier engagiert sich die DFL und stellt mit Pribramsky einen Co-Präsidenten. „Zu den Stärken der AAPA gehört, dass sie einerseits eine beratende Funktion in Gremien der EU ausübt und andererseits sehr stark mit dem European Intellectual Property Office (EU-IPO) zusammenarbeitet, das maßgebliche Studien zum Thema Piraterie für die Arbeit der EU-Gremien veröffentlicht,“ sagt Pribramsky.
Mit langem Atem zum Erfolg
Auch wenn die Verfahren im Kampf gegen digitale Piraterie teils langwierig sind – die dabei erzielten Erfolge sind wichtig und bestätigen die Notwendigkeit des entschiedenen und beharrlichen Vorgehens. Dabei zählt nicht nur das Entdecken und Entfernen von illegalen Angeboten, sondern auch die Identifikation der Verursacher. So gelang es beispielsweise in enger Zusammenarbeit mit Partnern, eine in Europa aktive kriminelle Organisation aufzudecken, die auf einem internationalen Server-Netzwerk mehr als 40.000 Fernsehkanäle, Filme, Dokumentationen und andere digitale Inhalte gehostet und illegal über diverse Websites angeboten hatte. An den von Europol und Eurojust unterstützten Ermittlungen waren Strafverfolgungsbehörden aus 14 verschiedenen Ländern beteiligt. Der Erfolg war auch ein Ergebnis des engen fachlichen Austauschs: Die AAPA stellt unter anderem Schulungs- und Strategiematerial für Polizeikräfte zur Verfügung, damit diese kompetent gegen illegale Aktivitäten im Sportbereich vorgehen können. Ein ähnlicher Wissenstransfer findet auch im Rahmen des neuen weltweiten Interpol-Arbeitsprogramms „INTERPOL Stop Online Piracy“ statt, das sich speziell mit geistigem Eigentum und der Bekämpfung damit verbundener digitaler Piraterie beschäftigt.