Remote-Produktion: Live-Demo während der SportsInnovation 2024
15.05.2024 – Einfacher, effizienter, nachhaltiger: Zu den Highlights der SportsInnovation 2024 gehörte die Vorstellung und praktische Demonstration eines zukunftsweisenden IP-basierten Remote-Produktionskonzepts. Das Verfahren kann mit Hilfe innovativer Technologien und Zentralisierung den technischen Aufwand der Produktion von Spielübertragungen deutlich reduzieren und ermöglicht erhebliche Synergien.
Während der insgesamt vier Innovationsspiele im Rahmen der SportsInnovation demonstrierten die DFL, ihre Partner und einige der rund 60 Aussteller neueste Technologien in der Live-Anwendung. Produziert wurden diese Spiele einerseits auf dem herkömmlichen Weg und andererseits auch als Remote-Produktion. Vorgeführt wurde die Live-Remote-Demo von der DFL-Tochterfirma Sportcast zusammen mit Partnern.
Extrem schlanke Übertragungstechnik
Die in der Düsseldorfer MERKUR SPIEL-ARENA eingesetzte Kameratechnik entsprach den üblichen Sportcast-Produktionen. Die dabei eingesetzten Kameraköpfe sind ohnehin streamingfähig und können das Bildmaterial komprimieren (hierzu wird das Bildkodiersystem JPEG XS-verwendet, das eine sehr niedrige Latenz, visuell verlustfreie Qualität ermöglicht und eine Auflösung von bis zu 8k unterstützt). So konnte deren Signal ohne Basisstationen direkt über eine kleine Technikeinheit am Stadion zum Remote-Regiestudio in Köln übermittelt werden; die in anderen Setups erforderliche Nachsynchronisation von Ton und Bild entfällt bei diesem Verfahren. Möglich war dies durch ein IP-basiertes Produktionsnetzwerk (in diesem Fall im ST2110-Standard) unter Verwendung der im Stadion vorhandenen Datenleitungen, wodurch alle Signale überall im Netzwerk synchron zur Verfügung gestellt werden konnten. Die Komprimierung und Dekomprimierung des Signals erfolgte praktisch in Echtzeit, sodass sich die Latenzzeit auf Millisekunden reduzierte.
Die Technik im Stadion war die gleiche wie in der herkömmlichen Übertragung. Auf dem „TV-Compound“, also dem Stellplatz für den Übertragungswagen am Stadion, hingegen war kein Technikfahrzeug mehr erforderlich, denn die gesamte Technik passte in ein Gehäuse, welches im Kabelraum untergebracht wurde. Die Leistungsfähigkeit war trotzdem auf dem gewohnt hohen Niveau.
Die gesamte Regie fand im Remote-Studio in Köln statt. Dort befanden sich die Bildregie für den Regisseur, zwei Arbeitsplätze für die „Slomo-Operatoren“ (zuständig für die Aufbereitung von Zeitlupen-Wiederholungen), die Bildtechnik mit Bildingenieur und Bildtechnikern, die Tonregie und die Arbeitsplätze der Produktionsingenieure. Mit einem hybridem Regiekonzept konnten Arbeitsprozesse wie Bildmischung und Multiviewer-Verarbeitung Software-basiert erfolgen.
Synergien durch Zentralisierung
Die deutlich schlankere Technik in Verbindung mit der Möglichkeit zur Zentralisierung schafft weitreichende Synergien für die Produktionsumgebung der Zukunft: Im Produktionscenter, wo alle technischen Möglichkeiten zur Verfügung stehen, können viele unterschiedliche Sendungen produziert und erhebliche Ressourcen eingespart werden.
Die Bedienabläufe für die beteiligten Technikerinnen und Techniker blieben im Remote-Case unverändert, denn die hier eingesetzte Technik entsprach ihrer gewohnten Arbeitsausstattung. Ein Umdenken oder gar eine eigene Einweisung waren nicht nötig.
Energieersparnis als wichtiger Effekt
Ganz neu war dagegen die gewählte Lösung für die Stromversorgung: Der benötigte Strom wurde komplett über Elektroautos bezogen. Ein Auto mit einer haushaltsüblichen Steckdose ist grundsätzlich ausreichend. Das zweite Auto stellte das Havarie-Backup dar. In Kombination mit erneuerbaren Energiequellen wie Solarstrom ist so ein komplett klimaneutraler Produktionsbetrieb denkbar.
Innovation Lab: Showroom als Publikumsmagnet
Erstmals konnten Besucherinnen und Besucher der SportsInnovation im „Innovation Lab” die neusten Technologien und Ideen von ausstellenden Firmen selbst live testen. Ein Publikumsmagnet dort war der DFL-Showroom mit komplett ausgestattetem Regiestudio inklusive Regie-, Slomo-, Bildtechnik- und Toningenieursarbeitsplätzen, wo sich Besuchende selbst als Regisseure versuchen konnten. Sie konnten damit zwar nicht die „echte“ laufende Produktion der parallel stattfindenden Innovationsspiele übernehmen, aber immerhin mit der gleichen Ausstattung wie im Remote-Produktionsstudio in Köln und mit Zugang zu den Kamera- und Mikrofon-Livesignalen experimentieren. Hier bot sich eine großartige Gelegenheit, den Produktionsprozess der Zukunft kennenzulernen und auszuprobieren. Wer dies tat, konnte sich davon überzeugen, dass mit aktueller Technik eine zusätzliche unilaterale Regie einfach und an jedem beliebigen Standort realisierbar ist.