18. Erinnerungstag im deutschen Fußball: DFL und Clubs gedenken der Opfer des Nationalsozialismus

Logo der Initiative "!Nie Wieder"

20.01.2022 – Am Donnerstag, den 27. Januar 2022, jährt sich zum 77. Mal der Tag, an dem die Überlebenden im Konzentrationslager Auschwitz befreit wurden. Im Rahmen des seit 2004 bestehenden „Erinnerungstag im deutschen Fußball“ gedenken die DFL und Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga auch in diesem Jahr rund um den 27. Januar der Opfer des Nationalsozialismus.

Der deutsche Profifußball mahnt demnach bereits zum 18. Mal: „!Nie wieder“. Die gleichnamige Initiative, die den Erinnerungstag initiiert hat, wird seit Jahren von der DFL unterstützt und richtet sich gegen Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus. Das Bündnis besteht aus Einzelpersonen, Fangruppen und Fanprojekten, Vereinen, Verbänden und Institutionen insbesondere aus dem Fußball. Das gemeinsame Ziel des Erinnerungstages ist es, einen Beitrag zu einer lebendigen Erinnerungskultur zu leisten und sich für ein respektvolles, wertschätzendes Zusammenleben starkzumachen.

Donata Hopfen, Sprecherin des DFL-Präsidiums und Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung: „Die grausamen Verbrechen der Nazis dürfen niemals vergessen werden. Dafür steht der ‚Erinnerungstag im deutschen Fußball‘ seit dem Jahr 2004 mit vielfältigen Aktionen von Fans, Clubs und Verbänden. Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung haben in unserer Gesellschaft nichts zu suchen – es ist unser aller Aufgabe, dafür einzutreten.“

Den Anfang macht bereits am heutigen Donnerstag, 20. Januar, der FC Schalke 04 in Kooperation mit der Schalker Fan-Initiative e.V. – die virtuelle Auftaktveranstaltung zum „Erinnerungstag im deutschen Fußball“ steht unter dem Motto: „Jeder Mensch zählt – egal auf welchem Platz“. Im Mittelpunkt des Gedenkens stehen dabei Euthanasie-Opfer, also Menschen mit Behinderung, die vom nationalsozialistischen Regime verfolgt und ermordet wurden. Alle Interessierten können digital an der Veranstaltung teilnehmen und anschließend mitdiskutieren. Dazu ist lediglich eine formlose Anmeldung unter Angabe Ihres Namens unter schalkehilft@schalke04.de erforderlich.

Weitere Aktionen von Clubs sind rund um den 20. und 21. Spieltag der Bundesliga und 2. Bundesliga geplant.

Wie ist der „Erinnerungstag im deutschen Fußball“ entstanden?
Eberhard Schulz, Sprecher der Initiative „!Nie wieder“, erinnert sich:

„Der Anstoß kam aus Italien. Dort hatte 2004 Riccardo Pacifici als Sprecher der jüdischen Gemeinde Roms mit dem italienischen Fußballverband einen Gedenktag für die mehr als 8000 italienischen Opfer der Shoah ins Leben gerufen. Alle Spieler und Schiedsrichter der Serie A und B liefen mit dem Trikot-Spruch ‚Per non dimenticare‘ – auf Deutsch: ‚Lasst uns nicht vergessen‘ – auf. Durch ein Interview in der ‚Süddeutschen Zeitung‘ wurde ich auf die Geschichte aufmerksam. Als Fußball- und Demokratieliebhaber hat mich die italienische Aktion sofort angesprochen. Riccardo Pacifici, dessen Großeltern in Auschwitz ermordet wurden, bat darum, dass der Fußball in anderen Ländern Europas mit der ‚Per non dimenticare – Botschaft‘ an die Opfer des Naziterrors erinnern und ein wehrhaftes Zeichen gegen den allgegenwärtigen Antisemitismus, Neofaschismus, Rassismus und die Fremdenfeindlichkeit setzen solle.

Am 27. Januar 2004 unterzeichneten 40 Gottesdienstbesuchende einen Brief an die DFL und den DFB in der Evangelischen Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau. Darin wurde den beiden Organisationen vorgeschlagen, gemeinsam mit den Ideengebenden einen ‚Erinnerungstag im deutschen Fußball‘ ins Leben zu rufen, erstmals am Spieltag um den 27. Januar 2005, 60 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz. Die Idee war stark. Elf Bundesliga-Clubs engagierten sich, verlasen die Stadiondurchsage vor dem Spiel und veröffentlichten den Grundsatztext im Stadionmagazin und auf ihren Homepages. Einige Fankurven und Ultras nahmen die Idee auf. Schon seit den Achtzigerjahren stellten sie sich gegen den zunehmenden Rechtsradikalismus in den Stadien. Diese jungen Mitglieder der Fußballfamilie spürten, dass es notwendig ist, sich mit kreativen Aktionen klar gegen Rechts zu positionieren. Sie verstanden, wie wichtig es ist, die preisgegebenen und ermordeten Mitglieder gewissermaßen in die Vereinsfamilie zurückzuholen.

Dieser Aufklärungsprozess berührte auch die Vereine, die DFL und ihre Stiftung und den DFB. Zusammen mit den Fans, den Fanprojekten, den Bildungseinrichtungen erwuchs Schritt für Schritt eine bunte und starke Demokratiebewegung. Sie stärkt den Fußball und die Gesellschaft. In Europa ist das einzigartig.“

Weitere Informationen zur Initiative „!Nie wieder“ finden Sie auch auf niewieder.info