„Ausbildung lohnt sich“ – Neues Honorierungssystem würdigt verstärkt auch das Engagement der Vereine an der Basis
24.11.2017 – Die umfassende Nachwuchsförderung bildet unverändert ein zentrales Thema für eine erfolgreiche Gegenwart und Zukunft des deutschen Fußballs. Zu diesbezüglichen Entwicklungen und aktuellen Maßnahmen äußerten sich am Donnerstag Ansgar Schwenken, DFL-Direktor Fußball-Angelegenheiten & Fans sowie Mitglied der Geschäftsleitung, und Andreas Nagel, DFL-Direktor Sport & Nachwuchs. Sie berichteten unter anderem über die neu gestalteten, unterschiedlichen Aspekte von Honorierungssystemen des Profifußballs hinsichtlich der Ausbildung von Talenten für Vereine an der Basis und Lizenzclubs.
Zu den wesentlichen Bestandteilen gehört die erheblich höhere Ausbildungshonorierung für Amateurclubs, die Spieler gefördert haben, die später einen Lizenzvertrag bei einem Proficlub erhalten. Dafür stellt die DFL über vier Millionen Euro (statt bislang etwa einer Million Euro) bereit. Berücksichtigt werden nun Ausbildungsleistungen der Clubs bereits ab dem 6. Lebensjahr – im Gegensatz zur früheren Struktur, bei der die Ausbildung bei solchen Vereinen honoriert wurde, bei denen ein Spieler in den vergangenen fünf Jahren vor Unterzeichnung seines ersten Lizenzspielervertrages aktiv gewesen war.
„Die Botschaft der neuen Struktur ist eindeutig: Ausbildung lohnt sich“, sagt Ansgar Schwenken: „Dass die finanziellen Mittel in diesem Bereich seitens der DFL deutlich erhöht wurden und dass nun Ausbildungsleistungen schon ab dem 6. Lebensjahr berücksichtigt werden, ist ein klares Zeichen der Würdigung des Engagements der Vereine an der Basis. Damit wird die Prämisse verdeutlicht, dass das Miteinander von Profis und Amateuren den Fußball in Deutschland auszeichnet.“
Das neue System basiert seitens der DFL auf zwei wesentlichen Säulen:
Säule 1 betrifft die Einsatzminuten von U23-Lizenzspielern der Kategorie „Local Player“ (mindestens drei Jahre Registrierung zwischen 15. und 21. Lebensjahr bei einem Club im Bereich des DFB). Der gesamte Topf beträgt zwei Prozent der Medienerlöse im Inland und daher in der Saison 2017/18 insgesamt 20 Millionen Euro. Berücksichtigt werden alle Einsatzminuten der „Local Player“ in einem Pflichtspiel (Meisterschaftsspiele der Lizenzligen), höchstens jedoch bis zur Spielzeit, in die sein 23. Geburtstag fällt. Spieler aus dem Ausland müssen dabei vor Vollendung des 18. Lebensjahres im Bereich des DFB registriert sein. Die Auszahlung der Erlöse, die proportional nach Einsatzminuten ausgeschüttet werden, erfolgt zum Ende der Spielzeit.
Säule 2 dient der Honorierung der Vereine, die einen Lizenzspieler in den Spielzeiten seines 6. bis 21. Geburtstages ausgebildet haben. Hat ein Spieler, der in der Saison 2017/18 höchstens sein 23. Lebensjahr vollendet, in der Saison 2016/17 oder 2017/18 erstmalig einen Lizenzvertrag unterschrieben und in der Saison 2017/18 seinen ersten Pflichtspieleinsatz, erhalten die Clubs, die ihn in den Spielzeiten vom 6. bis 11. Geburtstag ausgebildet haben, 4.200,- Euro pro Saison und die Clubs, bei denen der Spieler die Spielzeiten vom 12. bis maximal 21. Geburtstag verbracht hat, 5.400,- Euro pro Saison. Spieler aus dem Ausland werden berücksichtigt, sofern sie vor ihrem 15. Geburtstag in Deutschland registriert wurden.
Ein weiteres stets aktuelles Thema ist die Entwicklung der Leistungszentren. Die Aufwendungen der Bundesliga-Clubs für ihre Leistungszentren sind seit der Saison 2002/03 stetig gestiegen. Betrugen sie damals noch 47,85 Millionen Euro, so lagen sie in der vergangenen Spielzeit 2016/17 bei einem erneuten Höchstwert von 163,38 Millionen Euro. Seit 2002 investierten die Clubs insgesamt 1,39 Milliarden Euro in ihre Leistungszentren. Die positiven Folgen zeigen sich auch in der laufenden Bundesliga-Saison 2017/18: Das Durchschnittsalter der registrierten Lizenzspieler liegt bei 24,5 Jahren – damit wurde wie schon in der Spielzeit 2015/16 ein historischer Tiefstwert erreicht.
„Nahezu 100 Prozent der zu Beginn einer Saison neuen Lizenzspieler stammen heute aus dem Leistungszentrum eines Proficlubs – vorausgesetzt natürlich, sie sind nicht aus dem Ausland in die Bundesliga oder 2. Bundesliga gewechselt“, sagt Andreas Nagel: „Die stetige Weiterentwicklung der Leistungszentren hinsichtlich Lizenzierungsvoraussetzungen und Maßnahmen wie der Einführung einer Zertifizierung, um einen Meilenstein zu nennen, zeichnen sich aus.“
Dass Talente im deutschen Profifußball nicht bloß ein ergänzender Teil der Mannschaften sind, sondern tatsächlich eine wichtige Rolle spielen, zeigt ein weiterer aktueller Wert: Nach dem 12. Spieltag lag das Durchschnittsalter der in der laufenden Saison eingesetzten Spieler bei 26 Jahren – ein Spitzenwert auch im Vergleich zu anderen europäischen Topligen wie der englischen Premier League (27,4), der spanischen La Liga (26,9), der italienischen Serie A (27,4) sowie der französischen Ligue 1 (26,2).
Darüber hinaus entfallen in der Bundesliga 17,2 Prozent der gesamten Spielzeit auf U21-Spieler – damit liegt die Bundesliga derzeit knapp hinter der Ligue 1 (18) und bei einem deutlich höheren Wert als unter anderem La Liga (10,2), die Serie A (8,6) und die Premier League (8).