Baseline-Screening in Bundesliga und 2. Bundesliga ab Saison 2019/20 verpflichtend
26.06.2019 – Um den Umgang mit Kopfverletzungen künftig weiter zu professionalisieren und die dadurch entstehenden Gefahren für Spieler zu reduzieren, wird ab der kommenden Saison 2019/20 ein sogenanntes Baseline-Screening für die Spieler aller 36 Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga verbindlich eingeführt. Die DFL Deutsche Fußball Liga folgt damit einer Empfehlung der Medizinischen Kommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).
Bei der Beurteilung einer akuten Kopfverletzung stellt sich den Mannschaftsärzten beim Fußball die Frage, ob beim betroffenen Spieler durch die Verletzung eine Abweichung vom gesundheitlichen „Normalzustand“ zu erkennen ist. In einem solchen Fall hilft das Baseline-Screening weiter. Grundlage des neurologischen Screenings, das vor einer Saison im Rahmen der jährlichen Tauglichkeitsuntersuchung zur Feststellung des aktuellen medizinischen Status – also: der Baseline – der Spieler durchgeführt wird, sind sogenannte SCAT-5-Tests (SCAT = Sport Concussion Assessment Tool).
Hilfe für die Diagnosestellung
Diese Tests untersuchen die verschiedenen Teilbereiche der Hirnfunktion, unter anderem Eigenschaften wie die Balance und die Merkfähigkeit. Abweichungen von der vor einer Saison erhobenen Baseline helfen bei der Diagnosestellung und bei der Entscheidung über eine mögliche Rückkehr eines betroffenen Spielers auf den Rasen. Ein Sportler sollte erst dann wieder zum Einsatz kommen, wenn seine Testergebnisse wieder der Baseline entsprechen. Die Schiedsrichter sind informiert, dass die Partie für eine solche Behandlung entsprechend länger – gemäß international gültigen Regelwerks für bis zu drei Minuten – unterbrochen werden kann.
„DFL und Clubs sind sich ihrer Fürsorgepflicht für die Gesundheit der Spieler bewusst“, sagt Andreas Nagel, DFL-Direktor Sport & Nachwuchs: „Akute Kopfverletzungen sind eine Gefahr für die Sportler, dafür werden Clubs und Ärzte regelmäßig sensibilisiert. Mit der verbindlichen Einführung des Baseline-Screenings professionalisieren wir den Umgang mit Kopfverletzungen im Fußball weiter und schaffen einen einheitlichen Standard für Bundesliga und 2. Bundesliga.“
Prof. Dr. Tim Meyer, Vorsitzender der Medizinischen Kommission des DFB, erklärt: „Uns geht es um eine professionelle Behandlung von akuten Kopfverletzungen, etwa durch einen Zusammenstoß. Wir haben in jüngster Vergangenheit zwar keine ausgesprochene Häufung von Kopfverletzungen erlebt, aber die Arbeit der Teamärzte soll durch das Baseline-Screening weiter erleichtert und damit eine optimale medizinische Versorgung der Spieler gewährleistet werden.“
Technische Hilfsmittel seit Saison 2018/19 erlaubt
Hilfreich ist dabei auch, dass schon seit Beginn der vergangenen Saison 2018/19 in der Bundesliga und 2. Bundesliga in der „Technischen Zone“ an den beiden Trainerbänken technische Hilfsmittel und elektronische Kommunikation für Coaching- und Taktikzwecke sowie zum Wohle verletzter Spieler erlaubt sind. Dieser Neuerung hatte das DFL-Präsidium seinerzeit auf Empfehlung durch die mit Clubvertretern besetzte DFL-Kommission Fußball zugestimmt. In medizinischer Hinsicht wird so unter anderem eine schnellere Diagnose und Kommunikation etwa zwischen Betreuern, die einen verletzten Profi auf dem Platz behandeln, und Kollegen an der Trainerbank ermöglicht.