„… dass Auschwitz nie mehr sei!“

Mirjam Szpiro Bait Talmi, Naftali Fürst und Susanne Ruth Raweh (von links) haben den Holocaust überlebt. 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz haben wir anlässlich des 21. Erinnerungstags im deutschen Fußball mit ihnen gesprochen.

23.01.2025 – Vor 80 Jahren am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit. Der deutsche Fußball greift dieses Ereignis seit mehr als 20 Jahren auf und gedenkt an den Spieltagen rund um den 27. Januar der von den Nationalsozialisten verfolgten, deportierten und ermordeten Menschen. In Auschwitz wurden mehr als eine Million Menschen umgebracht. Der Ort steht daher symbolisch für den Holocaust, den Völkermord an den europäischen Jüdinnen und Juden durch das nationalsozialistische Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Das Datum der Befreiung markiert ebenso als Symbol den Anfang vom Ende des Holocaust. Es ermöglichte verfolgten Menschen das Überleben – nicht symbolisch, sondern ganz real.

Nur noch wenige Zeitzeuginnen und Zeitzeugen können von ihren Erfahrungen berichten. Zum 80. Jahrestag ist es uns daher ein besonderes Anliegen, die Berichte der Überlebenden anzuhören und weiter zu verbreiten.

Überleben nach Auschwitz – das bedeutete viel mehr, als davongekommen zu sein. Es bedeutete den Verlust der Heimat, eine schwierige Suche nach Verwandten, Freundinnen und Freunden und die Trauer um all jene, die man verloren hatte. Es bedeutete viel zu oft über Jahrzehnte einen unwürdigen Kampf um Anerkennung und finanzielle Entschädigung. Es bedeutete, Traumata zu überwinden und, nachdem das alte Leben unwiederbringlich zerstört war, ein neues aufzubauen: eine neue Heimat zu finden, neu anzufangen für sich selbst und für folgende Generationen.

Würdigung für das Leben danach

80 Jahre „danach“ möchten wir deshalb mit dem Erinnern zugleich all das Neue würdigen, das die Überlebenden ermöglicht und geschaffen haben. Familien wurden gegründet, Gemeinden wurden wieder aufgebaut – und nicht zuletzt der Staat Israel geschaffen, als demokratische Heimat des jüdischen Volkes. Heute leben weltweit nur noch geschätzt 200.000 jener Menschen, die den Holocaust überstanden haben, die Hälfte von ihnen in Israel. Sie hinterlassen nicht nur ihre Erinnerungen, sondern sie haben als Lebende unsere Gegenwart und unsere Zukunft mitgestaltet.

Dazu gehörte auch, die Erinnerung wachzuhalten. Vor allem die Überlebenden setzten sich dafür ein, auf dem Gelände von Auschwitz eine Gedenkstätte zu errichten. Die heutigen Gedenkstätten weltweit verdanken wir großteils dem jahrelangen Einsatz von Überlebenden und ihren Angehörigen. Auch gegen Widerstände.

Im deutschen Fußball hielt die aktive Erinnerungskultur mit der Jahrtausendwende Einzug. Heute wird Erinnerungsarbeit in Clubs und Verbänden, von Fans und Fanprojekten auf vielfältige Art und Weise praktiziert. Auch mit Unterstützung der Initiative !NieWieder.

Nie wieder ist immer

Uns ist klar: Aktives Gedenken bedeutet nicht nur Erinnern an die Opfer, Rückschau und Besinnung. Es verlangt auch eine ständige Auseinandersetzung mit aktuellem Antisemitismus und Rassismus in unserer Gesellschaft. Es verlangt täglichen Einsatz für unsere Demokratie und eine Gesellschaft frei von Hetze und Unterdrückung. Und es bedeutet gelebte Solidarität mit Jüdinnen und Juden, auch und gerade dann, wenn dies Courage und Haltung erfordert. Dies ist angesichts der weltweit zunehmenden antisemitischen Vorfälle seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 umso dringlicher.

Der deutsche Fußball ist sich seiner großen Strahlkraft und der damit verbundenen Verantwortung bewusst und sendet nach 80 Jahren umso entschlossener die Botschaft der Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz: „Nie wieder!“

Dieses „Nie wieder“ ist jetzt. Und immer.

Zu den Vollversionen der Interviews (Länge: 30–45 Minuten) mit den Holocaust-Überlebenden gelangen Sie über die Hyperlinks: Naftali Fürst, Susanne Ruth Raweh, Mirjam Szpiro Bait Talmi.


Naftali Fürst überlebte den Holocaust. Dies sind seine Erinnerungen:


Susanne Ruth Raweh überlebte den Holocaust. Dies sind ihre Erinnerungen:


Mirjam Szpiro Bait Talmi überlebte den Holocaust. Dies sind ihre Erinnerungen: