Große Trauer um Andreas Brehme: WM-Finaltorschütze von 1990 im Alter von 63 Jahren verstorben
20.02.2024 – Mit seinem fünf Minuten vor Spielschluss verwandelten Foulelfmeter zum 1:0-Endstand im Finale gegen Argentinien am 8. Juli 1990 in Rom bescherte er Deutschland den dritten Weltmeistertitel nach 1954 und 1974. Nach dem Abpfiff hielt Andreas Brehme den goldenen WM-Pokal im Mannschaftsbus – fast wie ein Baby – glückselig in seinen Armen. Es war der größte Tag in seinem so erfolgreichen Fußballerleben. Seither stand er in einer Reihe mit Helmut Rahn und Gerd Müller, die mit ihren Toren zuvor für die deutschen WM-Triumphe gesorgt hatten. 2014 gesellte sich Mario Götze hinzu.
„Der linke ist für die harten Schüsse, der rechte für die präzisen“, sagte Andreas Brehme, wenn er darauf angesprochen wurde, dass er beidfüßig gut am Ball war. Beim wichtigsten Moment seiner Karriere wählte er den vermeintlich „schwächeren“ rechten, um den Ball hauchzart direkt neben dem Torpfosten im Netz zu platzieren. Die wertvolle Vielseitigkeit war vor allem seinem Vater Bernd zu verdanken, der als sein erster Trainer großen Wert auf eine sehr gute fußballerische Ausbildung legte. In diesen jungen Jahren traf der noch kleine „Andy“, wie ihn auch später noch alle nannten, auf einen ganz Großen des deutschen Fußballs. Als der Hamburger SV zu einem Gastspiel bei seinem Heimatverein HSV Barmbek-Uhlenhorst vorbeischaute, durfte er Uwe Seeler vor dem Anpfiff auf dem Spielfeld begrüßen und war mächtig stolz: „Eine große Ehre für mich“, sagt er später.
In seiner Geburtsstadt Hamburg fasste Andreas Brehme bei allem Talent aber nicht richtig Fuß. Über den 1. FC Saarbrücken kam er 1981 zum 1. FC Kaiserslautern in die Bundesliga. Ob er nun rechter oder linker Verteidiger oder doch besser im defensiven Mittelfeld aufgehoben sein würde, war noch nicht abschließend auszumachen. Schließlich war er „Der Mann, der alles kann“, wie der „kicker“ über ihn schrieb.
Kaiserslautern wurde zum Ausgangspunkt und später auch wieder zur Abschlussstation von Andreas Brehmes großartiger Laufbahn, in der er zu einem Weltklassespieler reifte und 86 Länderspiele (acht Tore) bestritt. Über den FC Bayern München, wo er 1987 seine erste Deutsche Meisterschaft holte, wechselte er zu Inter Mailand. Zusammen mit Jürgen Klinsmann und Lothar Matthäus holte er 1991 den damaligen UEFA-Pokal (heute UEFA Europa League), 1989 war der Gewinn der Italienischen Meisterschaft gelungen. Anschließend wurde ihm die Wahl zu Italiens „Fußballer des Jahres“ zuteil.
Über Real Saragossa in Spanien führte sein Weg 1993 zurück nach Kaiserslautern. Noch immer ist das Bild präsent, auf dem Andreas Brehme nach dem ersten Abstieg der „Roten Teufel“ 1996 in den Armen von Rudi Völler weint, der beim Saisonfinale durch ein 1:1 mit Bayer 04 Leverkusen den Klassenerhalt geschafft hatte. Nur eine Woche später gewann Kaiserslautern den DFB-Pokal. Und nach der 1997 postwendend geschafften Bundesliga-Rückkehr gelang unter der Regie von Trainer Otto Rehhagel Historisches: Als erster und weiterhin einziger Aufsteiger wurde der FCK 1998 Deutscher Meister – ausgerechnet zu Hause in Hamburg nahm Kapitän Andreas Brehme die Meisterschale in Empfang.
Anschließend beendete er nach 301 Bundesliga-Spielen (50 Tore) seine Laufbahn, übernahm aber schon zwei Jahre danach als Teamchef zusammen mit Trainer Reinhard Stumpf in Kaiserslautern die sportliche Verantwortung. Es folgten weitere Trainerstationen bei der SpVgg Unterhaching und als Assistent von Giovanni Trapattoni beim VfB Stuttgart.
Seit vielen Jahren wohnte Andreas Brehme – aus seiner Ehe mit Pilar Vater von zwei inzwischen erwachsenen Söhnen – in München, zusammen mit Lebensgefährtin Susanne Schaefer. Allseits beliebt, für seinen Humor wie für seine Hilfsbereitschaft geschätzt. Als Botschafter war er für die Franz Beckenbauer-Stiftung tätig. Und selbstverständlich erwies er dem „Kaiser“, mit dem er 1990 zusammen den WM-Triumph gefeiert hatte, nach dessen Tod bei der Gedenkfeier vor einem Monat in der Allianz Arena des FC Bayern München die letzte Ehre.
Nun ist Andreas Brehme in der Nacht zum heutigen Dienstag in München infolge eines Herzstillstands im Alter von 63 Jahren verstorben.