„Impfungen sind das wirksamste Mittel“
12.01.2022 – Wie bewertet die „Task Force Sportmedizin / Sonderspielbetrieb“ die gegenwärtige Corona-Lage? Dazu äußern sich Prof. Dr. Tim Meyer (Leiter der Task Force) und Ansgar Schwenken (Mitglied der DFL-Geschäftsleitung, Direktor Fußballangelegenheiten & Fans):
Herr Professor Meyer, Herr Schwenken, die Bundesliga ist in die Rückrunde gestartet, die 2. Bundesliga nimmt am Freitag den Spielbetrieb wieder auf. Wie gestaltet sich die Arbeit der „Task Force Sportmedizin / Sonderspielbetrieb“ derzeit?
Ansgar Schwenken: Die Task Force befindet sich täglich – und manchmal auch rund um die Uhr – im Austausch, untereinander genauso wie mit Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga. Noch vor einigen Monaten haben wir gehofft, dass das in dieser Intensität nicht mehr notwendig sein würde. Aber jetzt zahlt sich aus, dass wir auch in der laufenden Saison an den etablierten Strukturen festgehalten haben – trotz einer zwischenzeitlich vermeintlich entspannteren pandemischen Lage. Der enge Austausch mit medizinischen Expertinnen und Experten ist für die DFL unverändert von hoher Bedeutung, erst recht in der aktuellen Situation.
Prof. Dr. Tim Meyer: Wir haben immer betont, dass wir aktuelle Entwicklungen in der Task Force permanent beobachten. Anders geht es in einer Pandemie nicht. Das gilt natürlich auch und gerade für Virus-Mutationen – und damit derzeit für die Omikron-Variante, über die ständig neue wissenschaftliche Erkenntnisse auftauchen.
Auch in den Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga hat es zuletzt vermehrt positive Corona-Befunde gegeben. Was bedeutet das für den Spielbetrieb?
Schwenken: Ziel von DFL und Clubs ist selbstverständlich weiterhin, den Spielbetrieb im anvisierten Zeitrahmen durchzuführen. Dies geschieht auf Grundlage des medizinisch-hygienischen Arbeitsschutz-Konzepts, der individuellen Maßnahmen der Clubs sowie der bestehenden Statuten der DFL. Wir beobachten und analysieren intensiv, welche Herausforderungen die Omikron-Variante noch mit sich bringen wird. Die Task Force befindet sich mit Blick auf das Arbeitsschutz-Konzept regelmäßig mit der gesetzlichen Unfallversicherung VBG in Kontakt. Wir haben den Clubs darüber hinaus dringend empfohlen, sich weiterhin eng mit ihren lokalen Behörden über angemessene Maßnahmen auszutauschen, denn die Einschätzungen dazu differieren oftmals von Standort zu Standort. Klar ist: Wie für alle Wirtschaftsbereiche in Deutschland sorgt die am vergangenen Freitag von Bund und Ländern beschlossene Anpassung der Quarantäne-Regelung auch im Profisport für zusätzliche Betriebssicherheit. Denn wer geboostert ist, muss als Kontaktperson nun nicht mehr in Quarantäne – zuvor war pauschal eine 14-tägige Quarantäne vorgesehen.
Meyer: Auch medizinisch halte ich das für eine vertretbare Entscheidung. Unabhängig von der neuen Regelung haben wir den Clubs schon Mitte Dezember dringend empfohlen, Auffrischungsimpfungen schnellstmöglich und spätestens in der Winterpause in die Wege zu leiten. Es bleibt dabei: Impfungen sind das wirksamste Mittel im Kampf gegen die Pandemie – und auch zur Sicherung des Spielbetriebs. Der derzeitige Kenntnisstand deutet darauf hin, dass die Omikron-Variante zwar ansteckender ist, aber dass schwere Krankheitsverläufe bei vollständig geimpften Personen eher noch unwahrscheinlicher geworden sind als zum Beispiel bei der Delta-Variante. Vor diesen Hintergründen halte ich es für richtig, dass ungeimpfte Personen in vielen Bereichen weiterhin regelmäßig getestet werden müssen – auch im Profisport.
Welche Auswirkungen ergeben sich für das medizinisch-hygienische Konzept der Task Force?
Schwenken: Erfreulicherweise gibt es in den Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga unter Spielern, Trainern und Betreuern eine sehr hohe Impfquote, die deutlich über der Impfquote in der gesamten Gesellschaft liegt. Zudem sind viele Clubs mit den Auffrischungsimpfungen auf einem sehr guten Weg. Von den mehr als 90 Prozent aller Spieler, Trainer und Betreuer, die sich haben impfen lassen, haben schon jetzt mehr als 70 Prozent eine Auffrischungsimpfung erhalten. Grundlage für diese Zahl sind freiwillige Angaben der Clubs im Rahmen einer entsprechenden Abfrage der DFL. Bei einzelnen ist zu berücksichtigen, dass die Zweitimpfung erst spät erfolgte oder dass nach der Zweitimpfung ein positiver Corona-Befund festgestellt wurde, weshalb derzeit von einer Booster-Impfung noch abgesehen wird.
Meyer: Nach allem, was wir aktuell wissen, besteht durch die hohe Impfquote im Profifußball ein guter Schutz vor Ansteckungen und noch besser vor schweren Verläufen. Das Konzept gewährleistet damit weiterhin den Arbeitsschutz der Beteiligten. Dennoch prüfen wir unsere Regelungen natürlich regelmäßig. Wir überarbeiten derzeit zum Beispiel die im Konzept festgehaltene Definition, wer den „Geimpft“-Status hat und daher nicht engmaschig getestet werden muss. Dies haben wir den Clubs schon im Dezember angekündigt und bereits dargestellt, dass nicht geboosterte Personen nicht mehr als vollständig geimpft eingestuft werden können und daher regelmäßig zu testen sind. Darüber hinaus haben wir darauf hingewiesen, dass die Basismaßnahmen des Distanzhaltens und des Tragens eines Mund-Nasen-Schutzes besonders gründlich anzuwenden sind.