Vor 60 Jahren: „Ja“ zur Bundesliga
28.07.2022 – Wäre es nach den Befürwortern gegangen, hätte es die Konzentration in einer neuen, höchsten Spielklasse des deutschen Fußballs schon viel früher gegeben. Erste Anläufe liegen ziemlich exakt 100 Jahre zurück, wurde doch bereits in den 1920ern erstmals eine deutschlandweite Liga ins Gespräch gebracht und vor allem die Unterscheidung zwischen Profis und Amateuren. Seitens des Deutschen Fußball- Bundes (DFB) ist eine solche Änderung erstmals 1930 anhand eines Entwurfs des damaligen Geschäftsführers Georg Xandry verbrieft. Dieser Plan wurde durch den Zweiten Weltkrieg gestoppt. Nach dessen Ende dauerte es ein Jahrzehnt, bis das Thema erneut aufkam.
Vordenker waren dabei insbesondere Franz Kremer, Präsident des 1. FC Köln, und Josef „Sepp“ Herberger, Bundestrainer der legendären Weltmeister-Elf von 1954. Herberger erhoffte sich für den weiteren Weg des DFB-Teams durch die Bündelung der Kräfte auf einem höchstmöglichen Niveau positive Auswirkungen. Einen überaus wertvollen Mitstreiter fanden er und Kremer bald in Hermann Neuberger, Präsident des wieder in den DFB integrierten Fußballverbandes im Saarland, aufgrund der politischen Umstände nach Kriegsende zuvor im Fußballweltverband FIFA eigenständiges Mitglied gewesen. Zum Schritt, die Bundesliga zu gründen, sagte der spätere DFB-Präsident Neuberger: „Wenn wir den nicht getan hätten, wären die Erfolge des deutschen Fußballs nicht so groß gewesen.“
Bis dahin war jedoch viel Überzeugungsarbeit notwendig. Für den 14. Ordentlichen Bundestag 1962 formulierte der DFB-Vorstand schließlich unter Antrag Nummer 1: „Der Bundestag möge beschließen, vom 1.8.1963 ab eine zentrale Spielklasse mit Lizenzspielern unter der Leitung des DFB einzuführen.“ Darüber gab es auch im Goldsaal noch stundenlang hitzige Diskussionen, obwohl eine von den Bundesliga-Widersachern ins Spiel gebrachte, wesentliche Sorge schon im Vorfeld ausgeräumt worden war, hatte das Bundesministerium der Finanzen doch signalisiert, dass die Gemeinnützigkeit der Clubs für den Fall der Einführung des Profifußballs bei entsprechender Änderung des DFB-Statuts nicht gefährdet sei.
Schlussendlich wurde dieser Samstag, der 28. Juli 1962, Punkt 17.45 Uhr zur Geburtsstunde der Bundesliga: 103 Delegierte votierten mit „Ja“ – bei nur 26 Gegenstimmen.
Dieser Entscheidung folgte bis zum Bundesliga-Anstoß lediglich ein Jahr später am 24. August 1963 eine schwierige Nominierung der anfangs nur 16 Clubs. 46 Bewerbungen gab es aus den noch erstklassigen Oberligen Berlin, Nord, Süd, Südwest und West – und somit Streitigkeiten wegen angeblicher Benachteiligungen bei der Auswahl, für die ein Schlüssel nach den Saisonplatzierungen ab 1951 erstellt worden war. Aus je fünf Mannschaften aus dem Süden und Westen, drei aus dem Norden, zwei aus dem Südwesten und einem Team aus Berlin sollte die Bundesliga bei ihrer Premierensaison zusammengesetzt sein. So durfte es aus einer Stadt beispielsweise nur einen Club geben: In München erhielt der TSV 1860 den Vorzug gegenüber dem FC Bayern, der dann – wie auch Borussia Mönchengladbach – erstmals in der Saison 1965/66 der Bundesliga angehörte.