Weitere Schritte in Bezug auf Taskforce-Bericht vorgestellt
- DFL strebt verstärkt Reformen auf internationaler Ebene mit Blick auf finanzielle Rahmenbedingungen an
- Verankerung von Nachhaltigkeit, Förderung von Frauenfußball sowie Weiterentwicklung von Club-Fan-Dialogen
- Diversitätsstrategie vor allem im Sinne von Karrieremöglichkeiten von Frauen im Berufsfeld Fußball
04.03.2021 – Auf der DFL-Mitgliederversammlung der 36 Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga waren am heutigen Donnerstag auch die nächsten Schritte in Bezug auf den Zusammenfassenden Ergebnisbericht der „Taskforce Zukunft Profifußball“ Thema.
Bereits eine Woche nach Vorstellung des Berichts hatte das DFL-Präsidium am 10. Februar über erste Maßnahmen informiert. Beschlossen wurden zu diesem Zeitpunkt die Gründungen eines interdisziplinären Beirats mit externen Fachleuten zur Begleitung des weiteren Umsetzungsprozesses sowie einer Arbeitsgruppe in Bezug auf die Stärkung der wirtschaftlichen Stabilität des Profifußballs unter maßgeblicher Einbeziehung der „Kommission Finanzen“.
Das Präsidium hat sich darüber hinaus in einer Sondersitzung intensiv mit dem Taskforce-Bericht befasst. Das nun auch in der DFL-Mitgliederversammlung thematisierte Vorgehen sieht unter Berücksichtigung der entsprechenden Handlungsempfehlungen der Taskforce zunächst folgende weitere Schritte vor, die in den kommenden Monaten priorisiert angegangen werden sollen:
- Die DFL wird sich auf internationaler Ebene verstärkt für Reformen mit Blick auf die finanziellen Rahmenbedingungen einsetzen und entsprechende Ansätze möglichst im Verbund mit anderen Ligen bei FIFA und UEFA sowie im Dialog mit der Politik vertreten. Die DFL wird sich dabei auch unmittelbar durch direkte Mandate in Arbeitsgruppen sowie mittelbar durch die Interessenvertretungen der Ligen (European Leagues und World Leagues Forum) einbringen.
- In Bezug auf ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit im deutschen Profifußball sollen verbindliche Grundsätze zentral verankert werden. Im ersten Schritt wird unter Einbeziehung von externen Expertinnen und Experten ein Nachhaltigkeits-Konzept einschließlich sogenannter ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) als mögliche künftige Standards in der Bundesliga und 2. Bundesliga erarbeitet. Dabei ist auch die Ausarbeitung einer gesamtheitlichen Diversitätsstrategie vor allem im Sinne der Karriereförderung von Frauen im Berufsfeld Fußball vorgesehen.
- Die Kriterien für den Club-Fan-Dialog sollen weiterentwickelt werden. Dieser Prozess wird in Abstimmung mit den Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga sowie unter Einbeziehung der bestehenden AG Fankulturen umgesetzt. Ziel der seit 2013 festgeschriebenen Club-Fan-Dialoge ist es, in strukturierter und regelmäßiger Abfolge Fan-Perspektiven in das Wirken der Clubs einfließen lassen zu können.
- Die DFL und die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga wollen den deutschen Frauenfußball verstärkt fördern. Hierzu wird unter Führung des für diesen Bereich zuständigen Deutschen Fußball-Bundes ein Konzept erarbeitet, das auch einen Maßnahmenplan für eine entsprechende Weiterentwicklung beinhalten wird. DFB und DFL werden bei der Ausarbeitung intensiv kooperieren.
Die nun erfolgte Festlegung der nächsten Schritte bedeutet ausdrücklich keine Aussage in Bezug auf die grundsätzliche Relevanz anderer Handlungsempfehlungen aus dem Taskforce-Ergebnisbericht. Unverändert steht für das DFL-Präsidium außer Frage, dass der Gesamtprozess in den kommenden Monaten mit hohem Einsatz und Konsequenz vorangetrieben wird. Angesichts der Komplexität vieler Einzelaspekte gilt jedoch weiterhin, dass die Umsetzung von Maßnahmen inmitten der größten Krise der deutschen Nachkriegsgeschichte nicht von heute auf morgen geschehen kann, sondern nur schrittweise. Denn derartige Schritte sollen für alle Clubs umsetzbar sein – und daher die wirtschaftliche und strukturelle Spannweite innerhalb der DFL berücksichtigen, vom amtierenden Champions-League-Sieger bis zum Aufsteiger aus der 3. Liga.
Der Taskforce-Bericht beinhaltet insgesamt 17 Handlungsempfehlungen und eine Zielsetzung für das Jahr 2030 mit Blick auf die Entwicklung in den Bereichen Sport, gesellschaftliche Verankerung sowie nachhaltiges Wirtschaften. 37 Expertinnen und Experten aus Sport, Gesellschaft, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft hatten sich zwischen Oktober 2020 und Januar 2021 in interdisziplinären Diskussionen ergebnisoffen mit bedeutenden Themen und Fragestellungen zur Zukunft des Profifußballs beschäftigt.
Clubs unterstützen Antisemitismus-Arbeitsdefinition der IHRA
Die DFL-Mitgliederversammlung hat darüber hinaus einstimmig entschieden, die Antisemitismus-Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) zu übernehmen. Damit folgen die 36 Proficlubs einer entsprechenden Empfehlung des DFL-Präsidiums und setzen sich deutlich und unmissverständlich gegen jede Erscheinungsform von Antisemitismus ein. Ein gemeinsames Verständnis von Antisemitismus ist dabei eine Voraussetzung für eine wirksame Bekämpfung.
Die Definition der IHRA lautet: „Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“
Die IHRA, deren 34 Mitgliedsstaaten in diesem Rahmen ihre Kräfte zum vereinten Vorgehen gegen Antisemitismus bündeln, hat sich unter anderem die Aufklärung, Forschung und Erinnerung in Bezug auf den Holocaust zur Aufgabe gemacht. Aktuelles Vorsitzland ist die Bundesrepublik Deutschland.