DFL-Geschäftsführung: „Wir gestalten aus einer starken Position“

Die DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel (li.) und Marc Lenz.
Foto: DFL

22.07.2024 – Seit Juli 2023 sind Marc Lenz und Steffen Merkel Geschäftsführer der DFL. Bevor im August der Spielbetrieb der Bundesliga und 2. Bundesliga wieder aufgenommen wird, äußern sie sich auf dfl.de zu aktuellen Themen und Schwerpunkten ihrer Arbeit.

Steffen Merkel über …

… die Stimmungslage nach der EM

Nach einer packenden Saison 2023/24 in unseren beiden Ligen, unter anderem mit Fan-Zuspruch auf Rekordniveau, war die Heim-EM ein weiteres Highlight. Dazu haben die friedliche Stimmung sowie die deutsche Nationalmannschaft in einer begeisternden Art und Weise beigetragen. Wir erleben alles in allem eine positive Stimmung rund um den deutschen Profifußball. Das freut uns als Fans – und als DFL-Geschäftsführer.

… die aktuell ausgesetzte Vergabe der Medienrechte ab 2025/26

Der erfolgreiche Abschluss der Medienrechte-Ausschreibung ist unser oberstes Ziel. Dass es nicht das Wunschszenario aller Beteiligten war, ein Schiedsverfahren zur Vergabe des ersten Rechtepakets zu führen, ist ja klar. Aber dieser Prozess läuft jetzt und wenn das Ergebnis dazu beiträgt, mögliche Unsicherheiten im Vergabeverfahren zu klären, ist es gut. Bei allen Nebengeräuschen bleibt zudem festzuhalten, dass wir sehr werthaltige Angebote auf das einzige bislang vergebene Rechtepaket erhalten haben. Wir werden in der kommenden Rechteperiode mehr denn je ein Bundesliga-Angebot für alle Generationen schaffen.

… den Stand der Auslandsvermarktung

In der abgelaufenen Saison 2023/24 haben wir bei den Abschlüssen von auslaufenden internationalen Medienpartnerschaften eine Erlössteigerung um 58 Prozent verzeichnet. Die Bundesliga ist im Ausland hoch attraktiv und so beliebt und reichweitenstark wie nie zuvor. Das wollen wir in den kommenden Jahren auch in der Vermarktung nutzen, denn die Wachstumsfantasie für den deutschen Profifußball liegt auf dem internationalen Feld – ohne unseren Kern, Deutschland, auch nur ansatzweise zu vernachlässigen. Im Mittel der letzten Geschäftsjahre liegen wir nach der Premier League beim Wachstum der internationalen Medienerlöse auf Platz zwei. So etwas fällt nicht vom Himmel, sondern dafür tun wir eine Menge. Mit weltweit mehr als 1000 Marketingmaßnahmen haben wir die größte Internationalisierungsoffensive der DFL-Geschichte umgesetzt, auch gemeinsam mit den Clubs. Wir werden in Zukunft zudem noch stärker als bislang auf starke Partnerschaften in unseren Zielmärkten setzen. Internationales Wachstum wird zumindest ein Mittelstreckenlauf – aber die Richtung stimmt aktuell.

… über die Nutzung von Künstlicher Intelligenz

Bei der Produktion von Inhalten für verschiedene internationale Partner und Märkte wird uns die eigene Entwicklung passender KI- und AI-Technik neue Möglichkeiten eröffnen. Beispielsweise durch lokalisierte Videos für unsere Partner in aller Welt. Diese Chance nutzen wir konsequent, ohne mögliche Risiken der Technik komplett aus dem Blick zu verlieren. Im Austausch mit den Clubs werden wir deswegen Guidelines zur Nutzung von KI erarbeiten. Wir sind bereit, hier als Sportorganisation voranzugehen und einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Denn klar ist: KI wird sich nicht nur auf das Sport- und Mediengeschäft auswirken, sondern auch auf viele andere Bereiche unseres Lebens. In einem Jahr, in dem Amerika den Präsidenten wählt, in dem Deep Fakes zur Bedrohung für Demokratien werden können und automatisierte Bots Meinungen im Social-Media-Diskurs beeinflussen, entfacht das Thema KI vielfältige Debatten. Ich bin davon überzeugt, dass in diesem Umfeld auch der Sportwelt Verantwortung zukommt, mit einem gut funktionierenden Kompass voranzugehen.

Marc Lenz über …

… die übergeordnete Zielsetzung der DFL

Die DFL und Clubs arbeiten intensiv daran, dass die Bundesliga und 2. Bundesliga Top-Ligen bleiben: sportlich attraktive Ligen, die sportlich und finanziell wettbewerbsfähig sind, mit finanziell stabilen Clubs und einer klaren gesellschaftlichen Verankerung. Dabei werden wir unseren eigenen Weg gehen, einen im positiven Sinne deutschen Weg, der zu unserer Tradition passt, aber auch wichtige Weiterentwicklungen ermöglicht. Auf diesem Weg ist die DFL dafür verantwortlich, organisatorische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Es gilt im Hinblick auf die Herausforderungen jetzt „Meter zu machen“ und gemeinsam mit den Clubs voranzukommen.

… den sportlichen Stellenwert des deutschen Profifußballs

Wer Tore, Torabschlüsse und ein faires Spiel sehen will – der muss Bundesliga und 2. Bundesliga schauen. Unsere Ligen weisen absolute Top-Werte im europäischen Vergleich auf.

Dabei ist die Talententwicklung ein wesentlicher Baustein für unsere Bundesligen, unter anderem fallen 11 Prozent der Gesamtspielzeit in der vergangenen Saison auf U21-Spieler, ebenso war der Altersdurchschnitt in beiden Ligen vergleichbar niedrig. Die gesamtheitliche Talentförderung gilt es durch konkrete Maßnahmen von DFL und DFB zu unterstützen. So wurde die Ausbildungshonorierung an Amateurvereine, die Bundesliga-Spieler ausgebildet haben, um 25 Prozent erhöht. Zudem arbeiten wir mit den Kommissionen Leistungszentren und Fußball an neuen Modalitäten für Spielerwechsel zwischen den NLZs, um die Verweildauer in den jeweiligen NLZs zu erhöhen und Investitionen in die Ausbildung der Spieler durch erhöhte Ausbildungsentschädigungen zu honorieren.

… den wirtschaftlichen Stellenwert und die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Profifußballs

Die Bundesliga und 2. Bundesliga haben in der Saison 2022/23 den höchsten Gesamtumsatz in der Geschichte des deutschen Lizenzfußballs erzielt (5,24 Milliarden Euro) und sind wirtschaftlich die zweitstärkste Liga Europas. Erfreulich ist insbesondere, dass die Bundesliga die einzige Liga europäisch ist, die seit Jahren nicht nur umsatzstark, sondern auch wirtschaftlich stabil agiert. Das gesunde Geschäftsgebaren mit vergleichsweise geringem Transfer- und Gehaltskosten sichert nicht nur die Zukunftsfähigkeit der Clubs, sondern sollte in Zukunft – aufgrund der internationalen Regulierung von Kaderkosten – auch ein Wettbewerbsvorteil sein.

Allerdings müssen wir uns auch mit der Realität geringerer Kapitalzuwendungen und langfristiger Investitionen auseinandersetzen. Denn es gilt die Zukunftsfähigkeit der Bundesligen durch langfristig ausgerichtete Investitionen zu sichern – beispielsweise in Nachwuchsleistungszentren oder die Stärkung der Zentralvermarktung.

… das Engagement für Rechtssicherheit von 50+1

Die DFL ist vom Ligaverband beauftragt, 50+1 zu bewahren und rechtssicher aufzustellen (siehe auch hier) – und daran arbeiten wir intensiv. Gleichzeitig müssen wir uns bewusst sein, dass externe Faktoren eine enorme Rolle spielen, die sich nur bedingt von uns beeinflussen lassen.Ganz vorne zu nennen ist dabei die Rechtsprechung – national durch das Bundeskartellamt sowie international unter anderem durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Dezember 2023, das massiven Einfluss auf kartellrechtliche Aspekte im Sport-Ökosystem hat. Dazu kommen national unterschiedliche Interessenslagen. Wir begrüßen es deshalb, dass das Bundeskartellamt im Verfahren vorankommt und sowohl mit der Rechtssetzung als auch mit der Anwendungspraxis der Regel auseinandersetzt. Wir werden mitgestalten, um entlang aller Einflussfaktoren eine gute und langfristige Lösung zu finden.

… finanzielle Spielregeln für den europäischen Fußball

Wir arbeiten in guter Abstimmung mit den deutschen Clubs weiter an internationalen Kernthemen, um mit konkreten Initiativen Einfluss zu nehmen und die Liga-Interessen zu vertreten. Das sind oft sperrige und komplizierte Themen, die international entschieden werden, bei denen uns mitunter vielschichtige Interessen gegenüberstehen. Aber es ist nicht unsere Herangehensweise, abzuwarten und Entwicklungen über uns ergehen zu lassen. Wir wollen als DFL in für den deutschen Fußball wichtigen Themen mitgestalten, und damit die Interessen unserer Ligen wahren.

Ein Beispiel dafür ist die stringente Umsetzung internationaler Kostenregularien und unser konkreter Vorschlag einer absoluten Kostenobergrenze.  Finanziell gesunde und rational agierende Ligen und Clubs müssen geschützt werden.