Digitale Möglichkeiten der Bildungs- und Erinnerungsarbeit

Digitale Möglichkeiten der Bildungs- und Erinnerungsarbeit
Foto: Lina Nikelowski

18.06.2021 – Die gemeinsame Auseinandersetzung von Fans und Clubs mit Antisemitismus und Nationalsozialismus ist vielerorts ein Baustein der Fußballkultur. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten Projekte in diesem Zusammenhang oftmals pausieren, auch zahlreiche Gedenkstättenfahrten konnten im zurückliegenden Jahr nicht stattfinden. Vor diesem Hintergrund näherte sich die DFL-Abteilung Fanangelegenheiten im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung der Frage, wie auch im digitalen Raum an die Verfolgten des Nationalsozialismus erinnert werden kann.

Rund 40 Teilnehmende aus den Bereichen Fanarbeit und CSR der Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga sowie Vertreterinnen und Vertreter der sozialpädagogischen Fanprojekte widmeten sich gemeinsam mit dem Historiker Dr. Andreas Kahrs der Antisemitismus-Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) und deren Bedeutung für die Clubs und Fanbeauftragten. Nach der Übernahme der Arbeitsdefinition durch die DFL-Mitgliederversammlung Anfang des Jahres wurde in diesem Rahmen weiter das Bewusstsein der Teilnehmenden für die Notwendigkeit der weiteren clubinternen Auseinandersetzung geschärft. Konkret könnten etwa Weiterbildungsmaßnahmen angestoßen und ein ganzheitliches Handlungskonzept entwickelt oder fortgeschrieben werden.

Darüber hinaus stellte der Historiker Dr. Henning Borggräfe, Abteilungsleiter Bildung und Forschung der Arolsen Archives, die Initiative „#everynamecounts – jeder Name zählt“ vor, welche im Anschluss gemeinsam mit den Teilnehmenden erprobt wurde.

DFL unterstützt die Kampagne #everynamecounts

Foto: Arolsen Archives
Foto: Arolsen Archives

Die Arolsen Archives sind ein internationales Zentrum über die NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Die Sammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen, die während der deutschen Besatzung Europas verfolgt, inhaftiert oder ermordet wurden, gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Doch noch immer sind viele Namen nicht bekannt. Im Jahr 2020 startete auch deshalb die Kampagne #everynamecounts mit dem Ziel, ein digitales Denkmal zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus zu errichten. Jeder und jede kann mitmachen und im sogenannten „Crowdsourcing-Verfahren“ dabei helfen, die Bestände digital zu erschließen. Neben den Namen werden beispielsweise sogenannte „Häftlingspersonalbögen“ verfasst, die sowohl Informationen zu Alter und Beruf enthalten als auch darüber, wie und warum Menschen von den Nazis verfolgt wurden. Dabei lässt sich viel über die individuellen Schicksale der Menschen erfahren.

Auch für die Bildungs- und Erinnerungsarbeit im Fußball halten die Arolsen Archives Information bereit. So finden sich beispielsweise Dokumente mit Bezug zum deutschen, jüdischen Nationalspieler Julius Hirsch oder zu Eddy Hamel, dem jüdischen Stürmer von Ajax Amsterdam. Beide wurden in Auschwitz-Birkenau ermordet. Clubs können unter anderem gemeinsam mit ihren Fans in dem umfassenden Archiv ehemalige Clubmitglieder recherchieren, die ebenfalls von den Nazis verfolgt worden sind. Auch dadurch bietet die Initiative zur Erstellung eines digitalen Denkmals für die Opfer des Nationalsozialismus die Möglichkeit, online mit Fans und Mitgliedern zu interagieren.

Mit der interaktiven Veranstaltung setzte die DFL ihren regelmäßigen Austausch mit Mitarbeitenden der Clubs und Vertreterinnen und Vertretern der Fanarbeit und der Fanprojekte in diesem Bereich fort. Ebenso knüpfte die Veranstaltung an das langjährige Engagement der DFL im Feld der Bildungs- und Erinnerungsarbeit an, in dessen Rahmen unter anderem bereits mehrere Fortbildungsmaßnahmen- und Reisen in Gedenkstätten in Deutschland, Tschechien und Polen durchgeführt wurden.

Breites Engagement gegen Diskriminierung

Die DFL und die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga engagieren sich seit vielen Jahren für Vielfalt sowie gegen Rassismus und Diskriminierung. Ein Beispiel ist der im Jahr 2014 von der DFL eingerichtete Pool zur Förderung innovativer Fußball- und Fankultur („PFiFF“), über den seitdem zahlreiche Projekte auch im Bereich der Toleranzentwicklung und Antidiskriminierung gefördert werden. Mehr Informationen zu den Förderschwerpunkten und -richtlinien sowie Projektbeispiele finden Sie unter go.dfl.de/PFIFF.

Informationen aus erster Hand:
Im Fan-Letter berichtet die Abteilung Fanangelegenheiten der DFL regelmäßig über aktuelle Themen und Veranstaltungen.