Lokale Spurensuche und Stadtrundgänge
27.06.2023 – An einer von der DFL-Abteilung Fanangelegenheiten veranstalteten Fortbildung unter dem Titel „Lokale Spurensuche und Stadtrundgänge“ in Nürnberg nahmen rund 20 Interessierte teil. Die Gruppe setzte sich zusammen aus Mitarbeitenden der Fan- sowie CSR-Abteilungen, der Vereinsmuseen von Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga sowie von Fanprojekten. Projektverantwortliche aus der 3. Liga komplettierten die Runde. Durchgeführt wurde der Workshop von Nora Zirkelbach und Dr. Andreas Kahrs von der WhatMatters gGmbH – mit dem Ziel, die Teilnehmenden für die Gestaltung und Weiterentwicklung eigener Stadtrundgänge und verwandter Projektideen fortzubilden.
Beschäftigung mit der Vereinshistorie
Aktivitäten wie Stadtrundgänge und lokale Spurensuchen werden bereits an vielen Standorten im deutschen Profifußball angeboten. Im Rahmen dieser Angebote setzen sich Clubs und Fanprojekte mit der eigenen Vereinshistorie auseinander, insbesondere mit Blick auf den Nationalsozialismus im Dritten Reich und die lokale Dimension antijüdischer Verfolgung. So erforschen die Mitarbeitenden gemeinsam mit Fans und anderen Interessierten zum Beispiel Biografien von jüdischen Spielern und Clubverantwortlichen, die verfolgt wurden. Erste Erfolge sind bereits sichtbar: Mehrfach ist es Clubs gelungen, verfolgte Jüdinnen und Juden wieder in das kollektive Vereinsgedächtnis aufzunehmen. An vielen Orten gelingt Clubs darüber hinaus eine Vernetzung mit Stadtarchiven, Museen und anderen stadtnahen Institutionen über den Fußball hinaus.
Austausch über die Gestaltung lokaler Angebote
Auf der Fortbildung in Nürnberg wurde nun auf vielfachen Wunsch erstmals die Gestaltung politischer Bildungs- und Erinnerungsangebote im Kontext lokaler Stadtrundgänge in einem gesonderten Workshop der DFL-Abteilung Fanangelegenheiten adressiert. Die Teilnehmenden erhielten unter anderem die Möglichkeit, Konzepte anderer Standorte kennenzulernen und eigene Projekte weiterzuentwickeln. Welche Zielgruppen sollen mit den Angeboten erreicht werden? Welche Inhalte eignen sich für lokale Spurensuchen? Wie kann jüdische Geschichte dargestellt werden? Diese und weitere Fragestellungen wurden im Rahmen der Fortbildung thematisiert.
Impulse für mögliche Bildungsangebote erhielten die Teilnehmenden etwa bei einem beispielhaften Rundgang im Rahmen der sogenannten „Clubverführungen“ des 1. FC Nürnberg. Clubhistoriker Bernd Siegler und Leonard Stöcklein vom Lehrstuhl für Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg informierten die Gruppe unter anderem über die Geschichte des Reichparteitagsgeländes, welches sich in direkter Nachbarschaft des Max-Morlock-Stadion befindet, sowie über die Rolle der Stadt und des Clubs zu Zeiten der NS-Diktatur.
Angebot historisch-politischer Fortbildungen durch die DFL
Im vergangenen Jahr hatte in Zusammenarbeit mit WhatMatters bereits eine mehrtägige Fortbildung für Fanbeauftragte und Fanprojekte in Berlin stattgefunden. Schwerpunkt damals waren die Möglichkeiten historisch-politischer Bildungs- und Erinnerungsarbeit innerhalb Deutschlands insgesamt. Auch ein Besuch der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen war Teil des Programms.
In Zukunft sollen historisch-politische Fortbildungen weiterhin durch die DFL angeboten werden, um Clubs bei der Prävention von Diskriminierung jeglicher Art zu unterstützen und Kolleginnen und Kollegen aus der Fanarbeit weitere Qualifizierungsangebote zu bieten. Ziel ist es außerdem, den Austausch zwischen Clubs und Institutionen zu stärken. Im September 2023 ist ein weiteres mehrtägiges Fortbildungsangebot in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz geplant.