Serie über die Fanarbeit der DFL – Teil 8: Sensibilisierung, Qualifizierung & Zertifizierung im Fan- und Zuschauermanagement
- Serie: Einblicke in die Fanarbeit der DFL
- Teil 8: Sensibilisierung, Qualifizierung & Zertifizierung im Fan- und Zuschauermanagement
17.09.2020 – Seit dem Jahr 2006 hat die DFL-Abteilung Fanangelegenheiten die Professionalisierung der Fanarbeit stetig vorangetrieben. Zu den Ursprüngen haben wir bereits zu Beginn unserer Serie zahlreiche Hintergründe aufbereitet. Im achten und letzten Teil möchten wir Ihnen bedeutende Facetten hinsichtlich Sensibilisierung und Qualifizierung bis hin zur Zertifizierung im Bereich der Fanarbeit aufzeigen. Darüber hinaus möchten wir auf die Entstehung des Studiengangs „Fan- und Zuschauermanagement“ eingehen, der im September 2020 von zehn weiteren Fanbeauftragten erfolgreich absolviert wurde.
Worin bestand zur Gründung der Abteilung Fanangelegenheiten die Aufgabe im Bereich des bestehenden Netzwerks von Fanbeauftragten bei den Clubs?
Ziel war zunächst, Kommunikationsstrukturen aufzubauen und einen engen Austausch zu pflegen. Darüber hinaus entstand das Ansinnen, adressatengerechte und partizipative Fortbildungsformate zu entwickeln. Von Anbeginn war dabei der Ansatz, Fanarbeit in einem erweiterten Verständnis zu vermitteln. Dabei ging es nicht nur darum, sich Auffälligkeiten und Störungen zu widmen. Die Fanarbeit sollte zudem verstärkt von der Erfahrung des seit über 20 Jahren bestehenden großen Netzwerks profitieren.
Wie wurde das konkret umgesetzt?
Gleich zu Beginn wurde eine Zukunftswerkstatt unter der Überschrift „Fanarbeit 2010“ abgehalten. Dabei wurden partizipativ Ideen erarbeitet, wie die praktische Fanarbeit zukünftig gestaltet werden könnte. Die darauffolgende Phase lässt sich als eng begleitetes „Training on the job“ beschreiben. In einer dritten Phase gab es für die Fanbeauftragen Möglichkeiten zur nachhaltigen Qualifikation durch modulare Fortbildungen.
Welche Inhalte standen bei den Fortbildungsangeboten im Mittelpunkt?
Es gab im weiteren Verlauf sechs Module mit drei Hauptthemen, die von allen Fanbeauftragten verpflichtend innerhalb von zwei Jahren absolviert werden mussten. Im Mittelpunkt standen die Themen Moderation, Kommunikation sowie Projekt- und Konfliktmanagement.
Gibt es weitere Personengruppen im Kontext ganzheitlicher Fanarbeit, für die Weiterbildungsangebote konzipiert wurden?
Insbesondere die Arbeit der Kids-Club-Verantwortlichen und der Behindertenfanbeauftragten wurde schon sehr früh berücksichtigt. Ähnliche Austauschformate wie bei den Fanbeauftragten wurden implementiert – ebenso Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote. Gemeinsam mit den Verantwortlichen der Kids-Clubs wurde identifiziert, dass auch Inhalte einer Jugendgruppenleiter-Ausbildung relevant sind, um verantwortungsvoll Veranstaltungen mit Kindern durchführen zu können. Ebenso wurden Kommunikations- und Moderationsfortbildungen angeboten. Die Qualifizierungsangebote für die Behindertenfanbeauftragten nahmen einen ähnlichen Weg. Im Jahr 2017 hat die DFL in Kooperation mit der Hochschule der Wirtschaft für Management (HdWM) in Mannheim ein praxisorientiertes Qualifizierungsangebot implementiert: die Weiterbildung zur/zum zertifizierten Behindertenfanbeauftragten.
Zurück zu den Fanbeauftragten: Wie entstand der Studiengang „Fan- und Zuschauermanagement“?
Die Anzahl der Fanbeauftragten bei den Clubs ist stetig gewachsen. Im Sinne der weiteren Professionalisierung der Fanarbeit kam es zu der Entscheidung, einen Studiengang aufzubauen. Die Pläne, ein berufsbegleitendes Zertifikatsstudium für ein relativ junges Berufsfeld aus der Taufe zu heben, waren ambitioniert. Nach zahlreichen Gesprächen und Planungstreffen mit den Partnern der Fachhochschule Potsdam und der Universität Kassel sowie mit Vertretern der Fanbeauftragten wurde dies schließlich umgesetzt – und so nahmen die ersten 13 Fanbeauftragten im Jahr 2017 ihr Studium auf.
Welchen Umfang und welche Inhalte hat der Studiengang?
Das Zertifikatsstudium ist als berufsbegleitende Ausbildung organisiert. Es umfasst neun Module mit Präsenzblöcken von zwei bis vier Tagen. In allen Modulen sind online-gestützte Fernstudien- und Präsenzbestandteile miteinander kombiniert, die in Form von Präsenzlehre (arbeitsfeldbezogene Theorien, praktische Aufgaben, kollegiale Projektberatung), Online-Lehre (Online-Studienmaterial, Online Coaching, Internet basiertes Lernportal) sowie Projektarbeit angeboten werden. Das Modulangebot umfasst beispielsweise „Fans und Fankulturen“ oder die Bereiche Kommunikation, Netzwerkanalyse- und -gestaltung, Recht sowie Sicherheit und Prävention. Ebenso spielen die professionelle Konfliktbegegnung sowie das Themenfeld Führungskompetenz eine wichtige Rolle.
Was verbirgt sich hinter der Formulierung „ganzheitliches Fan- und Zuschauermanagement“?
Die Entwicklungen im Bereich der professionellen Fanarbeit wurden in den vergangenen Jahren immer wieder reflektiert und es wurden (strategische) Ableitungen getroffen. Im Bereich der (aktiven) Fans und Mitglieder haben die Clubs einen enormen Zulauf verzeichnet. Auch vor diesem Hintegrund bedeutet das ganzheitliche Verständnis von Fanarbeit, spezielle Zielgruppen nicht isoliert zu betrachten, sondern den Blick zu weiten: Von aktiven Fangruppen in der Kurve über Fans mit Behinderungen sowie Kids- und Jugendclubmitglieder bis zu Bedarfen von Mitgliedern im Bereich Ü60 und darüber hinaus.
Gibt es weitere Veranstaltungsformate, die in den Kontext von Fort- und Weiterbildung fallen?
Die DFL veranstaltet zahlreiche Fachtage, oft gemeinsam mit ihren Partnern. So wird etwa in regelmäßigen Abständen das Thema Rechtsextremismus und Anti-Diskriminierungsarbeit behandelt.
Hiermit endet die Serie „Einblicke in die Fanarbeit der DFL“. Alle bisherigen Folgen finden Sie hier. Über viele weitere Themen aus dem Bereich Fanangelegenheiten werden wir in den nächsten Wochen und Monaten im DFL-Fan-Letter berichten, für den Sie sich hier anmelden können.