Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball
Der von Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball am 23. April 2010 beim Runden Tisch im Bundesinnenministerium vorgestellte Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball sieht folgende Maßnahmen vor:
Broschüre zum Zehn-Punkte-Plan (4,91 MB)
1. Verbesserung der strukturellen Kommunikation
Der Fußball wird weiter intensiv daran arbeiten, die Belastungsspitzen der Polizei durch Ausbau der Absprachen in der Spielplanung zu reduzieren und hierzu mit allen Beteiligten – also gerade auch der Bundespolizei, den Vertretenden von Kommunen, den Ländern und des Bundes und der Bahn – auf einen kontinuierlichen Dialog setzen.
2. Intensivierung der atmosphärischen Kommunikation (Fandialog)
Oberste Priorität hat für uns der Dialog zwischen Fan-Gruppierungen, vor allem der Ultra-Bewegung, und der Polizei. Diesen Dialog, der in den vergangenen Jahren zum Erliegen gekommen ist, gilt es neu zu beleben. Und wir als Fußball wollen durch unsere Moderation aktiv dazu beitragen.
3. Ausbau der Fanarbeit
Wir werden uns ab kommender Spielzeit noch stärker in der präventiven Fanarbeit engagieren.
Hier leistet der Fußball einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der öffentlichen Kriminalprävention. Wir wollen die Arbeit der Fanprojekte, der Fanbeauftragten sowie die übergreifende Fanarbeit weiter qualifizieren und ausbauen.
4. Qualifizierungsoffensive
Wir werden dafür sorgen, dass die Sicherheits- und Fanbeauftragten künftig hauptberuflich ihren Tätigkeiten nachgehen. Die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Funktionsgruppen und den Garanten der öffentlichen Sicherheit wird entschieden vorangetrieben.
5. Wissenschaftliche Begleitung
Mit der Ausrichtung von Konferenzen und Workshops werden wir für einen wissenschaftlichen Wirksamkeitsdialog und somit zur Herstellung eines Theorie-Praxis-Transfers Verantwortung übernehmen. Darüber hinaus wird ein wissenschaftlicher Beirat bei der DFL mit hochkarätigen Fachkräften eingesetzt. Sie sollen eine größtmögliche Prozessqualität für alle Maßnahmen zur Optimierung der Sicherheit unseres Publikums im Stadion garantieren. Fortlaufende Untersuchungen und Analysen von Fanverhalten sollen künftig stetig durchgeführt werden.
6. Flexibilisierung und Abwicklung von Risiko-Spielen
Vor dem Hintergrund der jeweiligen Gefahrenlage werden Möglichkeiten zur Reduzierung von Kartenkontingenten zwischen den Clubs, von DFB und DFL in Erwägung gezogen. Wir werden die Begleitung der Auswärtsfans durch vereinseigenes Ordnungsdienstpersonal als Standard festlegen.
7. Verzicht auf Profifußball am 1. Mai 2011*
Da wir wissen, welch hohe Anstrengungen alljährlich zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit unternommen werden müssen, werden wir am 1. Mai 2011 keine Spiele ansetzen und den Tag komplett spielfrei halten. Somit leisten wir einen weiteren aktiven Part zur Herstellung größtmöglicher Planungssicherheit für die Polizeien von Bund und Ländern.
8. Progressiver Ausbau der Frühprävention
Wir denken bereits heute an die Fans von morgen. Der Fußball wird erheblich in Kids-Clubs und Familienangebote investieren sowie die Frühprävention als festen Bestandteil in der Trainer- und Jugendgruppenleiterausbildung verankern – beispielsweise durch die Herausgabe eines Handbuchs zur Frühprävention und den Ausbau der Lernzentren. Zudem wird es zu einer Intensivierung der Kooperation zwischen Clubs und Schulen durch gezielte und langfristige Angebote (Bolzplätze, Mädchen- und Schulfußball u.a.) kommen.
9. Öffentliche Ächtung von Fehlverhalten durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit
Wir werden mit gezielten öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen zur Ächtung von Gewalt beitragen. Darüber hinaus wollen wir eine zeitgemäße Medien-Kampagne zum Thema und einen klaren Kodex für alle Fans entwickeln.
10. Bewährungsmodelle bei Stadionverboten
Mit Blick auf die Fans können wir uns vorstellen, Stadionverbote nach Verbüßen der Hälfte oder zwei Drittel des vorgesehenen Zeitraums auf Bewährung auszusetzen – in Anlehnung an die Handhabung im Strafrecht. Voraussetzung ist aber ein nachgewiesenes bewährungswürdiges Verhalten. Über Einzelheiten muss noch diskutiert werden.
* Anmerkung der Redaktion: Der Zehn-Punkte-Plan wurde bereits 2011 im Vorfeld des 1. Mai entwickelt.