Spielplanung
Vor einigen Jahren wurde der Spielplan noch manuell nach dem sogenannten englischen Schlüssel erstellt. Jedem Club wurde eine Zahl zwischen 1 und 18 zugeordnet und in ein vorgegebenes Schema eingepasst. Daraus ergaben sich dann automatisch die Begegnungen. Individuelle Anpassungen außerhalb des Schemas waren nicht möglich. Um das starre System des englischen Schlüssels aufzubrechen, ließ die DFL eine eigene Software entwickeln, mit deren Hilfe die Erstellung individueller Spielpläne unterstützt wird.
Viele Vorgaben
In die Erstellung der Spielpläne für die Bundesliga und die 2. Bundesliga fließen unter anderem Vorgaben von Kommunen, Sicherheitsorganen, der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) sowie Wünsche von Clubs und Stadionbetrieb ein. Neben naheliegenden Einschränkungen wie der Tatsache, dass benachbarte Clubs versetzt zu ihren Heimspielen antreten sollten, müssen unter anderem auch Feiertage, parallele Großveranstaltungen oder Spieltermine internationaler Wettbewerbe berücksichtigt werden. In einigen Bundesländern dürfen beispielsweise am Totensonntag keine Spiele stattfinden. In anderen Regionen schränken Karneval oder andere Volksfeste die Terminierung von Partien ein. Bereits im Frühjahr starten die Planungen und Vorbereitungen für die kommende Saison. Doch erst, wenn die Auf- und Absteiger feststehen, kann die heiße Phase der Planung beginnen.
Software wird eingesetzt
Ohne technische Unterstützung ließen sich die zahlreichen Vorgaben kaum verarbeiten. Die Software nutzt die Methode der ganzzahligen linearen Optimierung – ein Teilgebiet der angewandten Mathematik, das zur Planung unter anderem auch im Logistik- und Telekommunikationsbereich eingesetzt wird. Mit Hilfe dieser Methode lassen sich komplexe Probleme lösen, die von verschiedensten Faktoren abhängen. Nach Abfrage aller relevanten Daten werden diese in Variablen übersetzt und in die Software eingegeben.
Doch ein Selbstläufer ist die Spielplanerstellung deshalb noch lange nicht. Immer wieder sind von den Verantwortlichen verschiedene Konstellationen und Interessen gegeneinander abzuwägen oder in Einklang zu bringen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Hunderte von Optionen werden dabei geprüft und verworfen. Der Faktor Mensch bleibt also auch im Zeitalter der Technologie und Digitalisierung unverzichtbar.
Genaue Ansetzungen erst im Laufe der Saison
Mit der Bekanntgabe des Spielplans ist die Arbeit aber noch lange nicht getan. Der Spielplan liefert nur die Rahmendaten zu den einzelnen Spieltagen, also welche Clubs an welchem Spieltag aufeinandertreffen. Die genauen Anstoßzeiten werden dann im Laufe der Saison individuell festgelegt. Auch hier wird versucht, möglichst vielen Erfordernissen und Bedürfnissen gerecht zu werden.
Die internationalen Wettbewerbe und die Spiele des DFB-Pokals sind der Hauptgrund dafür, dass die termingenauen Ansetzungen erst im Laufe der Saison festgelegt werden. Um den international agierenden Teams notwendige Regenerationspausen ermöglichen zu können, erfolgt die Terminierung eines Bundesliga-Spieltags in der Regel erst, wenn feststeht, welcher Club an welchem Termin international spielt und welche Clubs noch im DFB-Pokal vertreten sind. Grundsätzlich gilt: Vor und nach internationalen Spielen muss eine mindestens zweitägige Spielpause gewährleistet sein.
Die Spielpläne von Bundesliga und 2. Bundesliga in Einklang mit dem Europapokal zu bringen, ist ab 2024/25 durch die Anpassungen und Ausweitungen der europäischen Wettbewerbe noch herausfordernder. So gibt es unter anderem vor dem 4. Bundesliga-Spieltag eine exklusive Champions-League-Woche, in der die Spiele neben Dienstag und Mittwoch auch am Donnerstag ausgetragen werden. Nach dem 4. Bundesliga-Spieltag steht eine exklusive Europa-League-Woche an, in der die Teilnehmer am Mittwoch und Donnerstag zum Einsatz kommen.
Außerdem ist die DFL im steten Austausch mit den Sicherheitsorganen, um für Ansetzungen sorgen zu können, die einen für alle Beteiligten möglichst reibungslosen Ablauf garantieren. Darüber hinaus sind unter anderem Interessen von Clubs, Stadionbetreibenden und Fans sowie Vereinbarungen aus Medienverträgen relevant.