KI-generierte Storys für die digitalen Bundesliga-Kanäle

16.07.2024 – Über App, Website und Social Media versorgt die DFL Fußballinteressierte in aller Welt fortlaufend mit News aus der Bundesliga und 2. Bundesliga sowie mit Einblicken in den deutschen Profifußball. Um dieses Angebot weiter auszubauen und neue Nutzergruppen ansprechen zu können, kommen zunehmend KI-unterstützte Prozesse zum Einsatz.

Mit dem Story-Format auf der Erfolgsspur

Das Story-Format ist bei Nutzerinnen und Nutzern von Social-Media-Plattformen sehr beliebt und etabliert. Es besteht aus mehreren Bildern beziehungsweise Videos im Smartphone-tauglichen Hochformat. Über jedem Bild liegt ein kurzer, beschreibender Text, und man „blättert“ sich durch die jeweilige Geschichte.

„Dieses Nutzungsverhalten sehen wir als Best Practice, weshalb wir es sukzessive auch in unsere Digitalangebote überführen. Mit Bundesliga Shorts haben wir bereits einen erfolgreichen Anfang gemacht”, erläutert Björn Rosenthal, Head of Product bei der DFL Digital Sports GmbH. „Wir optimieren unsere Inhalte für die mobile Nutzung und sind überzeugt, dass sie auf diese Weise für die User deutlich interessanter sind.“

Bei der DFL ist ein Team von Redakteurinnen und Redakteuren dafür verantwortlich, professionell über das Geschehen im deutschen Profifußball zu berichten. Sie verfassen Artikel, Analysen und Kommentare, die auf den Bundesliga-Digitalpräsenzen veröffentlicht werden.

KI optimiert die redaktionellen Prozesse

Da das Story-Format deutlich mehr Bildmaterial und eine andere Aufmachung benötigt als herkömmliche Artikel, bringt es zusätzlichen redaktionellen Arbeitsaufwand mit sich. „Deswegen haben wir nach einem Weg gesucht, KI unterstützend in der Erstellung von Stories einzusetzen,“ berichtet Rosenthal.

Der Ansatz: Die von den Redakteuren verfassten Artikel werden von generativer KI inhaltlich analysiert, die dann nach bestimmten Regeln das jeweils gewünschte Story-Format vorbereitet. Diese Idee konnte bereits erfolgreich umgesetzt werden.

Umsetzung mit AWS

Heute verfügt das neue DFL-Redaktionssystem „Contender“ über die gesamte generative KI-Funktionalität, um aus vorhandenen Artikeln automatisiert Storys erstellen zu können. Die generative KI erspart so einen Großteil des zusätzlichen Zeitaufwands. So kann ein Redakteur beispielsweise Contender veranlassen, eine Story aus Fotos mit passenden Titeln und kurzen Beschreibungstexten zu generieren. Alle automatisiert generierten Vorschläge werden vor einer möglichen Veröffentlichung von Redakteuren geprüft und bei Bedarf redigiert und verfeinert.

„Es gibt bei uns mehrere Anwendungsbereiche für generative KI. Dazu gehören Machine-Learning, Computer-Vision, aber auch Story-Erzeugung.“

Björn Rosenthal, Head of Product bei der DFL Digital Sports GmbH

Ermöglicht wird all das durch die erst in diesem Frühjahr verlängerte und erweiterte Technologiepartnerschaft zwischen der DFL und Amazon Web Services (AWS), die nun insbesondere auch den Bereich generative KI abdeckt.

„Es gibt bei uns mehrere Anwendungsbereiche für generative KI,“ erklärt Rosenthal. „Dazu gehören Machine-Learning, Computer-Vision – also automatisierte Bildauswertung –, aber auch Story-Erzeugung.“ Bei der Sprachgenerierung kommt das Large-Language-Modell „Claude“ des AWS-Partners Anthrophic zum Einsatz. „Das alles läuft auf dem AWS-KI-Service ‚AWS Bedrock‘,“ so Rosenthal. Dieser Service wird vom Content-Management-System genutzt und soll ab der Saison 2024/25 die Bundesliga-App regelmäßig mit Storys versorgen.

Herausforderung Bildmaterial

„Die automatisierte Texterstellung war bereits eine große Herausforderung, die wir erfolgreich gemeistert haben“, merkt Rosenthal an. „Auch wenn die Texterstellung im Vergleich zu anderen Aufgaben möglicherweise einfacher erscheinen mag, war es ein komplexer Prozess, der viele Details und viel Zeit erforderte, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse wirklich gut funktionieren.“

Eine zentrale Aufgabe, bei der KI sehr effektiv helfen kann, ist die Generierung der unverzichtbaren Metadaten zu jedem Bild. Diese sind eine wichtige Grundlage für KI-Prozesse, weil sie dem Algorithmus helfen zu „verstehen“, woran er seine Suche orientieren soll. Jeder Saison, jeder Spielbegegnung und jedem Spieler sind eindeutige DFL-Identifikatoren zugewiesen. Mit ihrer Hilfe werden neue Fotos per KI automatisch kategorisiert, dass sie DFL-intern nach einem festgelegten System effizient automatisch identifizierbar und damit wesentlich effizienter zu durchsuchen sind.

KI-optimierte Bildqualität

Nach jedem Spiel der Bundesliga oder 2. Bundesliga zeitnah geeignete Fotos für eine entsprechende Story zu erhalten, ist eine weitere Hürde, die die DFL per KI überwinden konnte: Anhand der von der DFL-Tochter Sportec Solutions bereitgestellten statistischen Spieldaten und eines „Zeitstempels“ der zu jeder Videoaufnahme eine Angabe zum jeweiligen Zeitpunkt im Spiel hinzufügt, lassen sich mit KI einzelne Frames spezifischer Spielszenen sehr schnell extrahieren. „Darauf basierend kann die KI sogar die jeweilige Pose des gewünschten Spielers analysieren,“ sagt Rosenthal. „So haben wir ein System geschaffen, das mit Hilfe von Computer Vision und KI automatisch Bilder recherchiert, Textbausteine erstellt und somit dem Schlussredakteur eine fertige Story anbietet, die dieser direkt veröffentlichen oder bei Bedarf anpassen kann.“

„So haben wir ein System geschaffen, das mit Hilfe von Computer Vision und KI automatisch Bilder recherchiert, Textbausteine erstellt und somit dem Schlussredakteur eine fertige Story anbietet, die dieser direkt veröffentlichen oder bei Bedarf anpassen kann.“

Björn Rosenthal, Head of Product bei der DFL Digital Sports GmbH

Ein weiterer Vorteil: „Damit die optische Qualität nicht leidet, wenn von einem Bild nur ein Ausschnitt verwendet wird, skalieren KI-Algorithmen die ausgewählten Bildbereiche hoch und schärfen sie so nach,“ sagt Rosenthal. Auch hier gilt: Das letzte Wort hat die Redakteurin oder der Redakteur: Als „Human in the Loop“ kontrolliert sie oder er, ob das Ergebnis die Qualitätsanforderungen der DFL erfüllt, kann redaktionelle Anpassungen vornehmen und ist für die finale Veredelung zuständig.

Nachdem DFL und AWS im Rahmen der SportsInnovation im März 2024 den Ausbau ihrer Zusammenarbeit mit Fokus auf KI verkündet haben, werden auf diese Weise bereits erste große KI-Implementierungen umgesetzt. Sie tragen zu Synergien in der Redaktion bei und bringen vielfältigen, zeitgemäßen Content für Bundesliga-Interessierte.