Zukunftsweisende Technologien für effizienten Stadionbetrieb und komfortable Stadionbesuche
09.02.2022 – Der Betrieb von Sportstätten mit großem Besucheraufkommen ist mit zahlreichen organisatorischen Herausforderungen verbunden – darunter die Steuerung und der Einlass von Menschenströmen und Fahrzeugen, Sicherheitsaspekte, Gesundheitsschutz oder die Instandhaltung. In der neuen „Projektgruppe Stadioninnovationen“ unter der Führung von DFL und DFB wurde jetzt ergründet, inwiefern technische Lösungen aus anderen Branchen auch für Sportstätten anwendbar sind.
Die Projektgruppe wurde zur Saison 2021/22 gemeinsam mit interessierten Clubs der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga ins Leben gerufen. Die Expertinnen und Experten der Clubs schildern dort ihre individuellen Aufgabenstellungen in Bezug auf den Stadionbetrieb, Industrieanbieter können dazu passende Technologien und Dienstleistungen präsentieren. Die Rolle der DFL hierbei: Die eigene Innovationskompetenz beratend einbringen, die Clubs mit spannenden Innovationen verknüpfen, die Zusammenarbeit der Akteure koordinieren und Mehrwerte schaffen – all das letztlich mit dem Ziel, einen effizienten, kostensparenden, besucherfreundlichen Stadionbetrieb zu fördern.
Am ersten – nun abgeschlossenen – Innovationszyklus beteiligten sich zwölf Clubs und 14 Unternehmen, daraus gingen sechs konkrete Pilotprojekte hervor. Die Erkenntnisse der ersten Praxistests in den Stadien sind vielversprechend, nachfolgend ein Auszug:
- Die Personenzählung und Lenkung von Menschenbewegungen im Stadionumfeld sind Gegenstand einer Lösung, die von der Lufthansa Industry Solutions AS GmbH entwickelt wurde. Die Anwendung besteht aus Sensoren und Kameras sowie KI-basierter Auswertungssoftware und wurde im Berliner Olympiastadion bei drei Heimspielen von Hertha BSC getestet. Nach der Auswertung des Pilotbetriebs steht zur Diskussion, ob das Leitsystem in Kombination mit verschiedenen Besucherinformationsschnittstellen – elektronischen Hinweistafeln, Handy-Apps, Durchsagen und Ähnlichem – Wartezeiten und -schlangen verkürzen kann. Auch die Zuführung der Personenströme zu Kiosken und Toiletten ist als Einsatzfeld denkbar. Die Umsetzung erfolgt im Einklang mit der DSGVO.
- Bei einem Ortstermin im SIGNAL IDUNA PARK in Dortmund Anfang November erhielten zwei ausgewählte Anbieter Gelegenheit, ihre Drohnen-Technologien vor Vertreterinnen und Vertretern von Borussia Dortmund, dem VfB Stuttgart und dem VfL Wolfsburg vorzuführen. Das Überwachungssystem des Anbieters Dronivo GmbH erkennt Drohnen, die in den Luftraum etwa drei Kilometer um das Stadion herum eindringen, und kann deren Steuerung übernehmen. Durch einen Umkehr- oder Landebefehl kann eine unbefugt in Stadionnähe fliegende Drohne aufgehalten und ihr Pilot lokalisiert werden. Weiterhin hat die in Berlin ansässige Security Robotics Development & Solutions GmbH in Dortmund ein Objektschutz-Drohnensystem präsentiert. An Tagen, an denen keine Veranstaltungen stattfinden, umfliegt eine Drohne das Stadion in regelmäßigen Abständen und filmt relevante Bereiche. Dies bringt einen erheblichen Zeitvorteil gegenüber Rundgängen des Sicherheitspersonals. Zukünftig soll eine durch künstliche Intelligenz unterstützte Software eigenständig verdächtige Vorgänge und Objekte erkennen und die Security-Zentrale alarmieren können.
- Im Sinne des Infektionsschutzes wird beim VfL Wolfsburg eine dauerhafte, antivirale und antibakterielle Beschichtung der That’s it International GmbH für häufig angefasste Oberflächen wie Türklinken, Handläufe, Sanitäranlagen, Büros, Essensbereiche und Cateringstationen in der VfL-Fußball.Akademie getestet. Bei erfolgreichem Testverlauf würden sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten in den Bereichen der Profimannschaft, der Geschäftsstelle und dem Stadion ergeben.
- Abschließend laufen aktuell im Pilottest noch zwei Softwarelösungen zur Veranstaltungsorganisationsplanung. Zum einen beim DSC Arminia Bielefeld, dem VfL Bochum 1848 und dem Karlsruher SC die Lösung des Anbieters ORGArena GmbH und beim 1. FC Kaiserslautern die Lösung der VP Venue Planner GmbH.
Dr. Christian Hockenjos, Direktor Organisation von Borussia Dortmund und Vorsitzender der Vereinigung der deutschen Stadionbetreiber, resümiert die Projekterfahrungen: „Die Mitarbeit innerhalb der Projektgruppe war für uns als Club sehr zielführend. Die Vorfilterung von Innovationen ist sehr gut und sinnvoll für die einzelnen Clubs. Wir als BVB konnten die für uns interessantesten Innovationen im Praxiseinsatz testen und sind auch gespannt auf die Ergebnisse der anderen Pilottests.”
DFL und DFB begleiten alle Pilottests vor Ort als Beobachter und zur Ergebnissicherung und stehen den Clubs und Anbietern beratend zur Seite. In einem zweiten Projektzyklus, der im Frühjahr 2022 anlaufen soll, können sich weitere Anbieter mit innovativen Technologien und Dienstleistungen für einen Probebetrieb bewerben. Ansprechpartner der DFL ist Birger Naß.