Foto: DFL/Getty Images/Christian Kaspar-Bartke

Fußballclubs und -verbände arbeiten seit vielen Jahren nicht nur mit den Polizei- und Sicherheitsbehörden schon weit im Vorfeld der einzelnen Spiele zusammen, sondern haben auch zahlreiche andere Maßnahmen im Bereich Prävention und Sicherheit ergriffen.

Die Gesamtinvestitionen der DFL in den vergangenen zehn Jahren belaufen sich auf etwa 52 Millionen Euro (ohne Personalkosten der Abteilung Fanangelegenheiten).

Nachfolgend ein Überblick zu den vielfältigen Maßnahmen:

  • DFL-Abteilung Fanangelegenheiten

    Mit Beginn der Saison 2006/07 wurde bei der DFL selbst die Abteilung Fanangelegenheiten installiert und hauptamtlich besetzt. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Arbeit der Fanbeauftragten bei den Clubs fachlich entwickelt, 2009 ein Handbuch für Fanbeauftragte herausgegeben und das Hauptaugenmerk zunächst auf die damaligen drei Säulen der Fanarbeit gelegt:

    • Clubbezogene Fanunterstützung (u.a. Fanbeauftragte, Behindertenfanbeauftragte, Kids-Clubs)
    • Sozialpädagogische Fanbetreuung (Fanprojekte, Koordinationsstelle Fanprojekte/KOS, Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte/BAG)
    • Unabhängige Fan-Selbstorganisationen (bundesweite Fan-Organisationen wie beispielsweise Unsere Kurve, Bündnis Aktiver Fußballfans/BAFF), die Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft (BBAG e.V.)

    Der übergreifende Austausch zwischen unterschiedlichen Netzwerken ist ein Markenzeichen der ganzheitlichen Präventionsarbeit der DFL-Fanangelegenheiten. Ob Fachtage „Fanarbeit und Polizei“ oder „Vielfalt und Antidiskriminierung“, die Fachreihe „Fankulturelle Entwicklungen“ oder die Durchführung von Stadionallianzen und Regionalkonferenzen sind ebenso Ausdruck der DFL-Bemühungen, die unterschiedlichen Berufswelten zugunsten einer verbesserten Zusammenarbeit zueinander zu moderieren. Dies ist auch mit dem bis zur Coronapandemie dreimal veranstaltenden Club-Forum Prävention & Sicherheit gelungen.

  • Zehn-Punkte-Plan

    Insbesondere mit dem Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball (2011) legte die DFL ein nachhaltiges und systemisch anspruchsvolles Programm vor, das eine entscheidende Verbesserung der Zusammenarbeit von Clubs, Politik, Polizeien und Fanprojekten ermöglichen sollte.

    Hier griff die Verpflichtung zur Anstellung von Fan- und Sicherheitsbeauftragten in Vollzeit ab der Saison 2011/12. Durch die nun hauptamtlichen Tätigkeiten wurde unter anderem sichergestellt, dass Sicherheitsbesprechungen und -konzepte zwischen der Veranstalterseite (Clubs) und den Polizeien verbindlich zu üblichen Arbeitszeiten durchgeführt werden konnten.

  • Qualifizierung von hauptamtlichen Fan- und Sicherheitsbeauftragten

    • Qualifizierung von hauptamtlichen Fan- und Sicherheitsbeauftragten
    In den folgenden Jahren wurden die Anforderungen an die Clubs in der Fanarbeit stetig ausgeweitet, was dazu führte, dass es in der Bundesliga inzwischen mindestens drei Vollzeitkräfte, in der 2. Bundesliga mindestens zwei geben muss. Viele Clubs sind diesbezüglich durch die Schaffung weiterer Stellen noch breiter aufgestellt.

    Zur Qualifizierung von Fanbeauftragten wurden zunächst spezifische Weiterbildungsmodule geschaffen, deren Absolvierung verbindlich vorgeschrieben war, ehe ein gesonderter Studiengang eingeführt wurde. Der Zertifikatsstudiengang Fan- und Zuschauermanagement (FZM) wird in Zusammenarbeit mit der Universität Kassel und der Fachhochschule Potsdam berufsbegleitend über 18 Monate mit neun mehrtägigen Modulen angeboten und schafft eine spezifische Qualifikation für die veränderten Herausforderungen im Beruf des Fanbeauftragten.

  • Vielfalt und Teilhabe

    Die DFL versucht durch verschiedene Formate aktuelle Themen aus den Bereichen Vielfalt und Inklusion aufzugreifen, für diese zu sensibilisieren und Diversität im Fußball sowie den Fanszenen zu fördern. So wird beispielsweise jährlich der Fachtag “Vielfalt und Antidiskriminierung” gemeinsam mit dem DFB organisiert. Darüber hinaus arbeitet die DFL mit verschiedenen Netzwerken und Institutionen zusammen, unter anderem mit der KickIn! Beratungsstelle Inklusion im Fußball oder dem T_OHR – Zentrum für Sehbehinderten- und Blindenreportage in Gesellschaft und Sport.

    Für weitere wichtige Impulse sorgte die Weiterentwicklung des Behindertenfanbeauftragten zum Fanbeauftragten Inklusion und Vielfalt sowie entsprechenden Qualifizierungsangeboten. Dies verknüpfte die Fanarbeit der Clubs mit den Anforderungen an eine politisch notwendige Modernisierung in Richtung Vielfalt und Teilhabe. Seit der Saison 2023/24 sind die Clubs dazu verpflichtet, einen Fanbeauftragten Inklusion & Vielfalt zu benennen. Zu deren Qualifizierung bietet die DFL gemeinsam mit der KickIn! Beratungsstelle Inklusion im Fußball und der Common Purpose gGmbH das Weiterbildungszertifikat „Entwicklung von Diversität und Inklusion im Fußball“ an. Der Zertifizierungskurs umfasst mehrere Module zum Thema Gleichberechtigung, Vielfalt und Inklusion.

  • Engagement gegen Antisemitismus

    Neben dem Engagement für Vielfalt und Inklusion setzt sich die DFL gegen jegliche Formen von Antisemitismus ein. Ein Meilenstein war die einstimmige Übernahme der Antisemitismus-Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) durch das DFL-Präsidium im Jahr 2021. Bei dem im darauffolgenden Jahr in Dortmund durchgeführten Fachtag Antisemitismus trafen erstmals Vertreterinnen und Vertreter aus Fußball, Politik und den jüdischen Gemeinden aufeinander, um sich auszutauschen und zu vernetzen.

    Durch Bildungs- und Erinnerungsprojekte treibt der deutsche Profifußball sein Engagement für ein friedliches, tolerantes gesellschaftliches Miteinander voran. Bislang fünf Gedenkstättenseminare führte die DFL für die professionelle Fanarbeit durch, aus denen unter anderem Bildungsprojekten hervorgegangen sind, zum Beispiel zur Aufarbeitung der eigenen Clubvergangenheit und der Auseinandersetzung mit Biografien von Vereinsmitgliedern, Spielern und Funktionären. Ebenso etabliert ist das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus im Rahmen des jährlich stattfindenden Erinnerungstag im deutschen Fußball gemeinsam mit der Initiative !Nie Wieder.

  • Kids- und Jugendclubs

    Deutliche Akzente wurden von der DFL auch mit den Kids- und Jugendclubs gesetzt, insbesondere hinsichtlich frühpädagogischer Arbeit der Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga. Mit der Tagung „Bundesliga und Kinder“ 2007 in Bielefeld als Startschuss, danach in mehreren Jahren gemeinsame Aktionstage aller Kids-Clubs, einem Fortbildungsangebot und Leseförderung, Sommercamps, zwei „Drei-Fragezeichen“-Kids-Büchern in Rekordauflagen und insgesamt mittlerweile über 200.000 Kindern in den Vereinen wurden auch für die Zukunft der Clubs wichtige Impulse möglich.

  • Club-Fan-Dialog

    An klare Qualitätskriterien, die alljährlich überprüft werden, ist die professionelle Organisation und Umsetzung des 2013 eingeführten und seit der Saison 2022/23 durch die DFL-Lizenzierungsordnung vorgeschriebenen Club-Fan-Dialogs geknüpft. Diese Club-Fan-Dialoge sollen durch den stetigen Austausch die Voraussetzungen für ein besseres Miteinander zwischen Clubs und Fans sorgen. Sie sind regelmäßig, aber mindestens dreimal jährlich durchzuführen und müssen die Vielfalt der Fans im Stadion abbilden. In den Club-Fan-Dialogen werden alle Themen, die das Verhältnis des Clubs mit seinen Fans bestimmen diskursfähig gemacht. Konflikte bestimmen dabei oft die Agenda, sie können hier aber im örtlichen Kontext besser ausgehandelt werden. Übergreifend gibt es einmal pro Saison das Forum Club-Fan-Dialog mit Vertretenden der örtlichen Club-Fan-Dialoge, ausgerichtet von der DFL-Abteilung Fanangelegenheiten.

  • Kommission Fans & Fankulturen

    Nach schon vorher erfolgten Versuchen, mit den bundesweiten Fan-Organisationen in den die Verbände betreffenden Gremienstrukturen zusammenzuarbeiten, was immer wieder durch Austritt der Fan-Organisationen endete, übernahm die DFL 2016 mit der AG Fankulturen den dritten Anlauf. Trotz einiger Belastungsphasen verlief die Arbeit insgesamt sehr positiv. Mit den Handlungsempfehlungen der „Taskforce Zukunft Profifußball“ wurde im März 2023 beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) eine von DFB und DFL gemeinsam organisierte Kommission Fans & Fankulturen eingerichtet. Neben DFB und DFL sind die großen Fan-Organisationen, Clubs, Fanbeauftragte und Fanprojekte sowie den DFB-Landesverbänden beteiligt.

  • Fanprojekte

    Seit Beginn des Inkrafttretens des Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit 1993 verpflichtete sich der damals noch allein zuständige DFB zur Mitfinanzierung eines Drittels der Kosten, anfangs noch gedeckelt in der Höhe von 50.000 Euro und nach Ligazugehörigkeit. In mehreren Schritten wurden diese Zahlungen des Fußballs erhöht. Zuletzt in 2013 stieg die Beteiligung auf 50 Prozent des Gesamtbudgets, höchstens 150.000 Euro je Club pro Saison.

    Inzwischen beträgt die Fördersumme für die Fanprojekte im DFL-Bereich fast fünf Millionen Euro jährlich. Kumuliert hat der Profifußball die Arbeit der Fanprojekte und der KOS-Fanprojekte seit 2013 mit etwa 41 Millionen Euro unterstützt und somit die öffentliche Jugendhilfe maßgeblich unterstützt.

  • PFiFF

    Mit dem Pool zur Förderung innovativer Fußball- und Fankultur (PFiFF) stellte die DFL 2014 Fördergelder für netzwerkbasierte Projekte zur Verfügung, die zu einer positiven Fußball- und Fankultur beitragen. Die Projekte werden in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Potsdam unter Beratung des Innenministeriums von Nordrhein-Westfalen und EXIT Deutschland evaluiert. In zehn Jahren PFiFF wurden etwa vier Millionen Euro in 165 Projekte investiert.

    Die PFiFF-Förderthemen sind vielfältig, unterstützt werden vor allem Programme, die über die klassische Sicherheits- und Präventionsarbeit hinausgehen. Ziel ist es, Fans und Fußball nicht nur im Stadionumfeld zusammenzubringen, sondern Akteure auch abseits des Spieltags mit Themen in Berührung zu bringen, die relevant für ein gutes Miteinander sind. Mit “PFiFF” will die DFL auch Projekte wie Dialogforen zwischen Fans, Polizei und Clubs unterstützen.
    Eine PFiFF-Broschüre mit Kurzdarstellungen der gefördertenProjekte liegt vor.

  • Regionalkonferenzen

    Um den Herausforderungen einer engen Kooperation zwischen den Zuständigen für die öffentlichen Sicherheit und der Veranstaltersicherheit zu schaffen, wurden von der DFL die Regionalkonferenzen entwickelt – das größte „Branchentreffen“ für das sichere Stadionerlebnis. Zusammengebracht werden dabei die Verantwortlichen für Prävention und Sicherheit unter fachkundiger Moderation. Zunächst führte die DFL für die Standorte der Bundesliga und 2. Bundesliga 2011 und 2012 jeweils zwei Regionalkonferenzen durch, die um die Standorte der 3. Liga erweitert und ab 2013 in jeweils vier Regionalkonferenzen veranstaltet wurden. Nach der Bilanz-Regionalkonferenz 2015, die alle Regionalkonferenzen zu einer mit mehr als 500 Teilnehmenden zusammenfasste, sowie einer wissenschaftlichen Analyse erfolgte die Umstellung auf einen Zweijahresturnus. Aufgrund der Coronapandemie gab es eine längere Pause.

    Im April 2024 fanden in Frankfurt am Main wieder zwei Regionalkonferenzen für die Standorte der Bundesliga und 2. Bundesliga statt.

    Für die Regionalkonferenzen wurden bislang DFL-seitig etwa 1,8 Millionen Euro investiert.

    Aus dem Kontext der Regionalkonferenzen entstand die Idee zu der umfangreichen Deutschen Fan-Studie (2013-15), einer dreiteiligen Untersuchung der Universitäten Bielefeld und Kassel sowie der Fachhochschule Potsdam. Insgesamt mehr als 800.000 Euro wurden für folgende Untersuchungen investiert:

    • Fantypologien der Stadien (Institut für Konfliktforschung, Universität Bielefeld)
    • Selbstregulationskompetenzen der Fans (Universität Kassel)
    • Die Zusammenarbeit im Netzwerk Sicheres Stadionerlebnis (Fachhochschule Potsdam).

    Für die weiteren Entwicklungen in diesem Kontext – bitte lesen Sie den nachfolgenden Punkt Stadionallianzen.

  • Stadionallianzen

    Die drei Studien, die unter dem Punkt Regionalkonferenzen zuletzt genannt werden, wurden im Rahmen einer Sondersitzung des Nationalen Ausschuss Sport & Sicherheit vorgestellt und diskutiert, was den Impuls für das Innenministerium Baden-Württemberg gab, die DFL zu kontaktieren – zwecks Übertragung der Netzwerk-Studie in die Praxis der Organisation von Fußballspielen als fanrelevante Großveranstaltung.

    Gemeinsam (DFL, Fachhochschule Potsdam, Innenministerium und Landespolizeipräsidium Baden-Württemberg) wurde ein praxisorientiertes Setting für elf ausgewählte Standorte in Baden-Württemberg entwickelt – bewusst so angelegt, dass die Bandbreite von der Bundesliga bis in die 5. Liga für ein möglichst aufschlussreiches Arbeitsfeld sorgt. Die Ergebnisse waren nach einem Jahr bereits so ermutigend (20 Prozent weniger Polizeistunden), dass mit Niedersachsen ein weiteres Bundesland Interesse bei der DFL bekundete. Inzwischen konnten insgesamt sieben Bundesländer mit DFL-typischen Stadionallianzen gewonnen werden.

    Stadionallianzen sind eine spezielle Allianz, um die Zusammenarbeit der beteiligten Sicherheitsakteure zu intensivieren. Daraus resultiert unter anderem die Reduktion der Anzahl der im Umfeld von Fußballspielen eingesetzten, polizeilichen Einsatzkräfte.

    Bislang führte die DFL 15 Tagungen und vier Videokonferenzen mit Stadionallianzen durch. Die Gesamtinvestitionen liegen bei mehr als 400.000 Euro.

    Die Potenziale zur weiteren Verbesserung der Zusammenarbeit im Netzwerk wurden unlängst durch eine vom BMI-finanzierte Studie der Fachhochschule Potsdam herausgestellt. Die DFL geht derzeit mit den Landeskoordinatoren der Stadionallianzen in die Planung der nächsten Schritte zur Verbesserung der Qualität und Wirksamkeit der Stadionallianzen.

Weitere Informationen zur Geschichte und Entwicklung der Fanarbeit der DFL gibt es hier.


Stand: Oktober 2024